Fritz Egner


Der Profi an den Kopfhörern. Für einen Radio-DJ wie Fritz wird der Blind Date allerdings fast schon zur musikalischen Reifeprüfung. Doch Mister "Dingsda" schlug sich mit unseren anonymen Hits äußerst wacker. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten war vor allem bei den schwarzen Dancefloor-Nummern schnell klar: Hier spricht der Fachmann.

Elvis Costello: „This Town“

„Die Stimme kommt mir bekannt vor. Könnte einer sein, den es schon lange gibt – oder einer, der einen nachmacht, den es schon lange gibt. Elvis? Ich würde nicht umschalten, wenn das im Radio kommt, zu Hause würde ich’s aber nicht unbedingt auflegen.“

Edie Brickell: „Love Like We Do“

„Das ist wohl mehr ein Wunschgedanke, aber ganz am Anfang hatte ich gehofft, das könnte Ricky Lee Jones sein, weil ich schon so lange auf eine neue LP von ihr warte. Aber die hier hat wesentlich weniger Gesangsvermögen, klingt mir eher nach einer Solo-Sängerin aus einer ehemaligen Mädchenband.

Insgesamt finde ich’s nicht besonders toll. Ist so ein typischer Versuch, intellektuell zu klingen und gleichzeitig aber auch noch ein bißchen spielbar zu sein.“

Marius Müller-Westernhagen: „Sexy“

„Marius Müller Westernhagen! Also, ich find die Nummer gut. Das ist der neue Westernhagen, wie ich ihn mir eigentlich nicht besser wünschen konnte. Da geht er so richtig aus sich raus. Und seit er verheiratet ist mit einer Soul-Schwester hat er offensichtlich auch noch mehr Soul als vorher. Find ich gut, bin gespannt, ob er das mit der Stimme auf der Tour durchhält, weil da holt er wirklich das letzte raus an Kehlenrotz.“

Milli Vanilli: „Blame It On The Rain“

„Muli Vanilli ist so’n Ding, wo ich mich erstmal gewehrt hab, und mir gedacht habe: Naja, jetzt wieder Boney M. anno 1989 und so. Aber das hat in der Tat internationalen Anspruch. Find ich nicht schlecht. Mich würde interessieren, wer das singt, weil die zwei Buben können das unmöglich sein. Aber Frank Farian muß ich wirklich ein Kompliment machen. Da ist ihm eine Produktion gelungen, die man nicht in Europa ansiedelt, und das find ich bei Dance-Music, die ja einen globaleren Anspruch hat, ganz wichtig.“

Teddy Riley feat. Guy: „My Fantasy“

Ja, also nach zwei Takten: Teddy Riley. Im Moment der beste Black-Music-Produzent. Das Stück ist nicht sein bestes, aber Teddy Riley wird in den nächsten Jahren noch ganz wichtig sein, wenn er nicht erschossen wird. In seinem Umfeld geht’s ja recht übel zu. Ist ja auch vor kurzem einer umgebracht worden in einem Streit zwischen Nett Edition und Guy. Aber vielleicht ist das auch der Grund, warum seine Musik so knackig ist.“

George Clinton: „Why Should I Dog U Out?“

„Also, wer George Clinton nach mindestens drei Sekunden nicht erkennt, der sollte in einem anderen Job arbeiten. Ich kenne die LP schon, er hat sie bei Paisley Park gemacht, und ich weiß, daß Prince ihm alle Freiheiten gegeben hat, die er haben wollte. Das ist bei Clinton nicht ganz ungefährlich, er ist naturlich sehr abgehoben und die LP ist auch dementsprechend. Völlig unkommerziell und im Radio kaum spielbar. Ich würde mir das im Auto anhören; wenn ich im Stau stecke, könnte mich das vielleicht retten. Da müßte ich dann allerdings allein im Auto sitzen, weil jeder, der da mitfährt, wird sonst verrückt oder steigt aus.“

Boogie Down Productions: „Hip Hop Rules“

„Boogie Down Productions, auf die konnte ich eigentlich noch nie so wahnsinnig gut, weil die sehr dünn angelegte Groove-Muster haben. Die Texte manchmal ganz witzig und oft auch etwas ferkelig, was man ja auch nicht immer ungem sieht. Aber kann ich nicht so wahnsinnig viel damit anfangen. Ich mag Rap sonst schon, aber zu diesem Song müßte ich mich zwingen.“

Underworld: „Stand Up“

„Ja. ich kenne die Stimme. Das ist so eine perfekt auf Radio getrimmte Nummer, so abgemischt, daß es selbst im kleinsten Empfänger noch relativ voll klingt. Das ist halt so ’ne typische Produktion von 1989, geht gut ab und ist freundlich. Reißt mich nicht vom Hocker.“