Die 10 besten Serien der 1980er
Unsere Redakteure haben die besten Serien des vergangenen Jahrzehnts gewählt. Und eine davon läuft sogar noch heute mit neuen Folgen im Fernsehen. Hier sind die besten Shows der 1980er – von Max Gösche, Frank Thiesses und Arne Willander
06. Polizeirevier Hill Street (USA)
1981–1987, mit Daniel J. Travanti, Barbara Bosson, Michael Conrad
Konzentrierten sich die erfolgreichen Polizeiserien der Siebziger („Die Straßen von San Francisco“, „Kojak – Einsatz in Manhattan“) TV-Krimi-traditionell noch auf einen oder zwei Ermittler-Helden, abgeschlossene Ein- zelfälle und vorhersehbare Verhaltensmuster, so bricht „Polizeirevier Hill Street“ mit etablierten Genre-Konventionen in vielerlei Hinsicht.
In einer fiktiven US-Ostküsten-Metropole angesiedelt, die gleichsam Züge von New York, Boston und Philadelphia trägt, ist schon das Crew-Konzept von „Polizeirevier Hill Street“, welches sich auf ein ziemlich gleichberechtigtes Ensemble von gut einem Dutzend Polizisten-Protagonisten neben der Hauptfigur-Konstante, Captain Frank Furillo (Daniel J. Travanti), stützt, bahnbrechend. Dazu gesellen sich die innovative Narration von stets über mehrere Episoden fortgeführten Handlungs- strängen, vergleichsweise ungestelzte Dialoge in Umgangssprache sowie entfesselter Kamera-Einsatz, was den authentischen und dokumentarischen Unterton noch weiter unterstreicht.
Detaillierte Figurenzeichnung, die erstmals auch verstärkt das Privatleben der Protagonisten in die Dramaturgie miteinbezieht, der weitgehend ungeschönte Blick auf soziale urbane Brennpunktthemen wie Straßengangs und ethnische Problematiken tragen weiterhin zum angestrebten und keineswegs heroisierten Polizei- alltags-Realismus bei, der so bislang nicht über den heimischen Bildschirm geflackert ist.
Zur Ausstrahlungszeit zunächst kein ausgemachter Quoten-Hit, dafür aber von der Kritik hochgeschätzt, kam die vom einstigen „Columbo“-Schreiber Steven Bochco („L.A. Law“, „NYPD Blue“) und Michael Kozoll mit großer künstlerischer Freiheit konzipierte Serie immerhin auf sieben Staffeln. Ihr über das Kriminal-Sujet hinausgehender Einfluss auf Kranken- haus-Serien wie „Chefarzt Dr. Westphall“ oder „Emergency Room“ bis zu natürlich späteren, der rauen Realität verpflichteten, drastischen Polizei-Dramen wie „The Shield“ oder „The Wire“ bleibt unbestreitbar und macht „Polizeirevier Hill Street“ zur Mutter der modernen, vielschichtigen Fernsehserie.
05. Ein Colt für alle Fälle (USA)
1981–1986, mit Lee Majors, Douglas Barr, Heather Thomas
Etliche in den Achtzigern vor dem Fernsehgerät Heranwach- sende hat die Action-Krimi-Serie „Ein Colt für alle Fälle“ mit gleich zwei neuen Arbeitsfeldern bekannt gemacht, die man bis dahin sicherlich nicht so häufig im Freundschafts- buch-Feld „Berufswunsch“ vorgefunden hatte: Stuntman und Kopfgeldjäger. Colt Seavers (Lee „Der-Sechs-Millionen- Dollar-Mann“ Majors) war beides.
Abzüglich des immer etwas nebensächlichen kriminalistischen Elements, welches im Aufspüren und Haschen Kautionsflüchti- ger bestand, fasst der Serienvorspann bereits alles zusammen, was „Ein Colt für alle Fälle“ ausmacht: Autoverfolgungsjagden mit Seavers GMC-Pickup-Truck, spektakuläre Stunt-Sequenzen (Archivmaterial, direkt aus Siebziger-Filmen wie „Trans-Amerika-Express“ oder „Kesse Mary – Irrer Larry“ herausgeschnitten) sowie das Vorstellen von Colts helfenden Händen: sein unbedarfter und tollpatschiger Cousin Howie Munson (Douglas Barr) und Stuntfrau Jody Banks (Heather Thomas), deren Schwingtür- Auftritt im Bikini ihren recht reduzierten Status als Staffagen- Blondine definiert (und dennoch so manchem Schuljungen seinen allerersten TV-Schwarm bescherte).
Mit ihrem vermeintlichen Versprechen, einen Hinter-den-Kulissen-Hauch von Hollywood zu vermitteln und aufgrund der Tatsache, dass sie sich selbst nie zu ernst nimmt, hat die Serie – vielleicht aus nostalgischer Verklärung, vielleicht aufgrund ihrer abstrus-originellen Grundidee von Erfinder Glen A. Larson – dennoch bei allen mit ihr Aufgewachsenen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch wenn man die im von Majors persönlich intonierten Titellied, „The Unknown Stuntman“, besungenen Anspielungen auf dessen Ex-Frau Farrah Fawcett und all die anderen Filmreferenzen damals nicht verstanden hat. Neben eingangs erwähnter neuer Jobperspektiven dürfte jener Song für viele wohl die erste musikalische Begegnung mit Country dargestellt haben.
>>> Weiterlesen auf Seite 4 <<<