Tremeloes
Viele hatten es von Anfang an gewusst, ein paar hatten es geahnt und niemand hat es je abgestritten. Eine grosse Anzahl schreiender Mädchen schrie weiter, kaufte die Platten der Gruppe und hatte von nichts eine blasse Ahnung. Das Geld strömte herein – und wie es herein strömte! – und die Tremeloes standen auf der Bühne und lächelten. Für die Fans. Nach einem Auftritt standen sie hinter der Bühne und lachten über die Fans. Sie waren so fröhlich, so nett. Sie waren immer freundlich – und sie hatten allen Grund dazu. Aber im Stillen lachten sie über die kleinen Mädchen, die ihre Platten kauften, die sie anbeteten. Denn in den Augen der Tremeloes waren diese Platten Dreck!
Dies soll kein Anti-Tremeloes-Artikel sein. Dies ist aber, was ein lächelnder Alan Blakeley und ein lächelnder Chip Hawkes selbst erzählten. Und die beiden nahmen kein Blatt vor den Mund. „Das Popleben, so wie es sich für uns gestaltete, wurde langweilig. Plötzlich wurde uns klar, dass wir uns schon viel zu tief in diese blöde Musik verstrickt hatten und wir wussten, dass wir da nur schwierig wieder rauskommen würden. Man hatte uns als Teenybopper-Gruppe abgestempelt und als uns das in seiner ganzen Tragweite bewusst wurde, wurde uns übel. Wenn ich mir heute so den Mist betrachte, den wird noch vor einem halben Jahr produziert haben, könnte ich davonlaufen und meinen Kopf in den Sand stecken!“, meinte Alan.
So lag der Entschluss auf der Hand. Er kam jedoch nicht über Nacht. Oh nein, die Tremeloes warteten den richtigen Zeitpunkt ab, und der schien gekommen zu sein, als sie an ihren „Dreckplatten“ so viel verdient hatten, dass sie endlich tun konnten, was sie wollten. Und was sie wollten stand für sie fest. Sie wollten jetzt endlich Platten machen, die Ihnen selbst gefallen, ohne Rücksicht darauf, ob diese Platten von den Fans akzeptiert werden oder nicht. Das Suchen nach einem neuen Sound fiel nicht schwer. Die Gruppe selbst hatte ja ihren früheren Stil nie gemocht und im Grunde genommen immer etwas anderes vor Augen gehabt. In Zukunft werden die Trems nur noch „ernsthafte Musik“ machen, denn das hat ihnen immer vorgeschwebt. Wenn sie damit Erfolg haben, so wird sie das freuen, wenn nicht, ist es ihnen auch egal. Der Witz an der ganzen Sache ist, dass „Me And My Life“ sich nicht minder gut verkauft als ihre früheren Scheiben. „Ohne Zweifel ist der Titel ein Hit. Wir freuen uns darüber und betrachten das als ersten ernstzunehmenden Erfolg“, sagte Chip. Nachdem Ihr den Beginn dieses Artikels gelesen habt, habt Ihr jetzt wahrscheinlich das Gefühl, den Tremeloes nie wieder trauen zu können. Ihr habt bestimmt auch allen Grund dazu. Aber wir sind doch der Meinung, dass der musikalische Standard der Gruppe mit: „Me And My Life“ sehr an Niveau gewonnen hat und ihnen die Flucht aus dem Teenybopper-Image damit wohl gelungen zu sein scheint. Die heutige Entwicklung der Gruppe kann man nur als positiv bezeichnen und es bleibt zu hoffen, dass die Tremeloes in Zukunft nur noch das tun werden, wovon sie selbst wirklich überzeugt sind. Denn das ist, so meinen wir, die einzige Basis für gute Musik.