Schnell kaputt, aber…
Die schwedischen Caesars machen neue Musik mit alten Gitarren und verstehen nicht alles.
„Sorry, I didn’t get that.“ Erst denkt man, die Störung in der Kommunikation habe vielleicht mit dem eigenen etwas holprigen Englisch zu tun. Aber wenn Cesar Vidal dann zum vierten Mal „die Frage nicht versteht“ und sich plötzlich auch noch irritierend eingehend für die graubraune Hauswand gegenüber interessiert, dämmert es: Kurz vor dem Durchbruch der Caesars hat Vidal wohl schnell noch mal im Kleinen Handbuch für Rockstargehabe geblättert. Kapitel sechs: Demonstrative Genervtheit.
Zum Glück hat Gitarrist Jocke Ählund keine solchen Verständnisprobleme und springt gern für seinen Kollegen ein. Die beiden sind seit dem Kindergarten dicke Freunde, und da war es klar, daß Jocke der erste war, den Cesar fragte, als er nach dem Rausschmiß seiner alten Band („Muckertypen mit gräßlichem Geschmack“) nach neuen musikalischen Mitstreitern suchte. Die, die er schließlich fand, hatten erstens einen guten Geschmack („Wir haben damals vor allem Garage-Bands wie die Sonics und 13th Floor Elevator und Seed gehört, aber auch Sonic Youth und Pavement.“) und zweitens so richtig schlechte Instrumente, womit dafür gesorgt war, daß der Sixties-Garage-inspirierte Rock nicht zu muckermäßig klingt. Er selbst spiele am liebsten alte Hagström-Gitarren, erzählt Ählund: „Die gehen zwar schnell kaputt, aber sie klingen wie Dreck.“
Inzwischen hat sich einiges geändert bei der schwedischen Band. Das neue Album PAPER TIGER klingt weicher und vielschichtiger als die drei Vorgänger. „Es war uns wichtig, auch ein paar langsamere Nummern dabei zu haben“, sagt Vidal, „weil man sonst einfach keinen Groove entwickeln kann.“ Auch der ursprünglich geplante Albumtitel „Caesars Palace“, den die Band von dem gleichnamigen und ziemlich legendären Hotel-Casino-Komplex in Las Vegas geklaut hatte, mußte auf Anraten der Rechtsabteilung der Plattenfirma geändert werden, um einen kostspieligen Rechtsstreitzu vermeiden.
Schließlich rückt jetzt der internationale Markt ins Blickfeld. Und auf dem stehen die Chancen für die Stockholmer gar nicht so schlecht. Wird doch die Single „Jerk It Out'“ per Reklamespot für den iPod Shuffle gerade in jedes Wohnzimmer geblasen. „Das ist einfach eine gute Möglichkeit, unsere Musik bei vielen Leuten bekannt zu machen“, sagt Cesar Vidal. „Mit Geld hat das üüüüberhaupt nichts zu tun.“ Sorry, aber das haben jetzt wir irgendwie nicht verstanden …
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