Unknown Mortal Orchestra
Sex & Food
Jagjaguwar/Cargo
Der Indie-Prince hat neue Soul-Psych-Rock-Songs zusammengeschraubt, aber wirklich super sind die Disco-Stücke.
Wie nennst du einen Track, den du in Hanoi, Vietnam mitten im schlimmsten Monsun seit Jahren beginnst und in Mexico-City vollendest, während dort die Erde bebt und in deinem Heimatland der Präsident weiter von einer Mauer palavert? So ein Stück kann nur „American Guilt“ heißen. Der Song steht exemplarisch für Ruban Nielsons Idee von abseitiger Popmusik für die Gegenwart, die in seinen Augen nur noch relevant sein kann, wenn sie sich alles erlaubt. In diesem Fall: Lenny Kravitz bucht eine Session bei Jack White, der sich für Kravitz’ Schmockplatten rächt, indem er alle Regler auf Dreckig stellt.
Auch „Major League Chemicals“ könnte in dieser Session entstanden sein, wobei hier wie so oft beim Unknown Mortal Orchestra letztlich der Soul die Überhand gewinnt. Und weil bei diesem Kerl aus Portland die verschiedenen auf die Hüfte fokussierten Musikstile so locker zusammengehen, kommt kaum eine Betrachtung seiner Musik ohne den Namen Prince aus. Auch diese nicht. Eine These zum Albumtitel SEX & FOOD: der Sex ist der Soul, die Nahrung ist der Rock’n’Roll. Beides gemeinsam hat noch jeden Menschen glücklich gemacht, wobei die zwei besten Songs von der Vorspeise in der Disco erzählen: Zum smoothen „Hunnybee“ gibt’s Krabbencocktails, bei „Everyone Acts Crazy Nowadays“ fliegen die Canapés in die Luft.