Sufjan Stevens

The Ascension

Asthmatic Kitty/Cargo (VÖ: 25.9.)

Elektronisches Gezucke, sakrale Kontemplation, technoider R’n’B: Der scheue Songwriter hat seinen Sound neu konfiguriert. Und er zweifelt an allem.

„I have loved you, I have grieved, I’m ashamed to admit I no longer believe“, singt Stevens. Dazu flächige Keyboards und elektronisches Zirpen. Die Zeile ist aus „America“, der ersten Single zum neuen Album. Der Song ist zwölf Minuten lang, wird in der Mitte zu voluminösem Synthesizer-Pop, fast die komplette zweite Hälfte ist sakrales bis postapokalyptisches Nachhallen.

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Die vierzehn Songs und knapp siebzig Minuten davor sind nicht weniger zweifelnd, ja: verzweifelt. Amerika steckt in der Krise, wir alle stecken in der Krise. Hurra! „Don’t do to me what you did to America“, singt Stevens und macht eine „season of pain and hopelessness“ aus. Im Vergleich zum intimen Vorgänger CARRIE & LOWELL von 2015, der schon im Titel autobiografisch markiert war – er ist nach der verstorbenen Mutter des Songschreibers und nach seinem Stiefvater benannt –, scheinen sich die Angst, der Schmerz jetzt auf eine größere, auf eine globale Ebene verlagert zu haben.

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Wobei die Texte einigermaßen abstrakt sind. „Separate the fever from the fact“, singt Stevens. „All the shit they try to feed us, don’t drink the poison or they’ll defeat us.“ Vom New-Age-Sound von APORIA, der Platte, die er früher in diesem Jahr zusammen mit Lowell Brams rausgebracht hat, ist was geblieben, aber es pumpt und zuckt und pulst mehr in den neuen Songs. Es klingt nach Dance-Pop, und nach dunklem technoiden R’n’B.

„America“: Sufjan Stevens teilt erste Single von seinem neuen Album

THE AGE OF ADZ war zerschossen. Jetzt gehen die Refrains nach vorn, die Stimme ist hell, eigenartig unwirklich und sexy. Es ist alles ein Ringen und Zweifeln und doch Glaubenwollen: „As the world turns making such a mess, can we carry this love across the desert?“ Wenn Stevens „I wanna love you, I wanna love you, I wanna love you“ singt, dann wirkt das wie ein trotziges Gebet. Erst recht neben Zeilen wie: „I am on the verge of sorrow. Tell me, Lord, which road to follow.“

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Das Religiöse, das kosmisch Spirituelle, die Liebe als ultimative Antwort: Es ist auch diesmal da, aber so bedroht war es selten. THE ASCENSION setzt es in eine technisierte, rätselhaft anziehende, aber schon gut kaputte Welt. Die Songs schleichen sich ein. Und auch wenn man nicht weiß, ob man da hinwill, wo sie herkommen: Es ist unmöglich, sich ihnen zu entziehen.

THE ASCENSION im Stream hören:

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