Rockformation Diskokugel :: The Boy With The Zorn In His Side
Die smarten Best Ager schicken ihren Retro-Anzugpop in eine neue Runde. Nicht überraschend, aber gut wegzuhören.
Vorlieben, die wir bisher nicht auf dem Zettel hatten: Sid Vicious trinkt bei seinen gelegentlichen Besuchen im Kaffeehaus einen Pharisäer und isst, wenn er denn mal Hunger hat, nicht Bratwurst, sondern Quiche. Ferner füttert er bisweilen die Raben. Was man den Herren der Rockformation Diskokugel, die fast so alt wie Sid Vicious sind, aber Gott sei’s gedankt noch leben, nicht vorwerfen kann, ist die mangelnde Bereitschaft zum gelegentlichen Einflechten inhaltlicher Referenzpunkte. Andererseits: Die Liebe zum Claim schafft bekanntermaßen Eingängigkeit. Eigenartige Eingängigkeit, denn bei den Marburger Modrockern vermutet man immer ironisch Gebrochenes. Das mag an der manchmal etwas zu offensichtlichen Abarbeitung an den Chiffren der Popkultur und des popkulturellen Alltags von sagen wir mal 1965 bis 1980 liegen, vielleicht auch am Gesang von Magnus G. Schmerfeld, der sich meistens charmant, aber auch offensiv wundert. „Ich habe keine Singstimme, aber ein unbändiges Verlangen danach, gehört zu werden“, sagt der in „The Sixties“. Kann man so stehen lassen, sollte aber anfügen: „Der Beste“ (nicht zu verwechseln mit „Das Beste“ von Silbermond) ist mit seinen Laser-Synthies und seiner leichten England-1992-Kante eines der schlüssigsten Stücke, die die Band bisher schrieb.
Key Tracks: „Deine Jugend“, „Der Tag mit Sid Vicious“, „Der Beste“
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