Mitski

Be The Cowboy

Dead Oceans/Cargo (VÖ: 17.8.) 

The Cowboy is a girl – and still lonely: kunstvoller Indie-Rock über obsessive Einsamkeit. 

Wie jede gute Songwriterin ist Mitski Miyawaki die Beobachterin, die ihren Blick nicht nur auf die Außenwelt richtet, sondern auch feinfühlig ist beim Hineinhorchen ins eigene Ich. Eines der zentralen Themen der gebürtigen Japanerin ist dabei das der Identität: Dieses komplexe System aus Gruppenzugehörigkeiten und damit verbundenen Ängsten und Sehnsüchten beschäftigt Mitski schon seit vier Alben, auf denen sie sich vom klassischen Folk zum kunstvollen Indie-Rock vorgetastet hat.

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Mitski im Interview: „Tieftraurig zu sein, hat auch immer etwas Lächerliches“
Größere Kreise zog sie 2016 mit PUBERTY 2, einer Abhandlung über die „nachgeholte“ Pubertät einer jungen hin und her gerissenen Frau, die sich selbst als „halb japanisch, halb amerikanisch, aber nichts so richtig“ beschreibt. Für ihr neues Album hat sie sich eine neue lyrische Identität zugelegt: Immer noch ist sie (Selbst-)Beobachterin, diesmal aber in der Hülle einer kühlen, kontrollierten, trotzdem fühlbar traurigen Frau, die das versucht, was der Titel überschreibt: BE THE COWBOY. Auf die Welt blickt sie wie von einer staubigen Veranda aus.

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Mit ihrer Musik macht Mitski aus Einsamkeit eine Stärke

Aber Mitski wäre nicht Mitski, wenn sich hier in aller Einsamkeit nicht eine Menge Gefühle angestaut hätten, die sich – wie im Opener „Geyser“ klargestellt wird – nicht mehr unter der Oberfläche halten lassen. Der Sound dazu ist verhaftet in 90er-Indie-Rock, trocken und rau, ohne viele Vokal- und Harmonieschichten, aber immer originell im Umgang mit benachbarten Genres wie Ambient und Pop. Erstaunlich ist an „Geyser“ auch die Songstruktur: drei verschiedene Hooks, die Mitski langsam aufbaut, zusammenfügt und mit bedrohlichen Klängen versetzt, um am Ende alles in einem Strudel aus Gitarren und Geigen zu versenken.

Und es folgen ja noch die restlichen 13 Songs: wehmütige Balladen, die zu Rockern werden, wie das tolle „A Pearl“. Oder die Sad-Cowboy-Disco „Nobody“, die so oft die Tonart wechselt, dass man fast vergisst, dass es hier um ein bedrückendes Szenario geht: „Venus, planet of love, was destroyed by global warming. Did its people want too much too?” Mit ihrer Musik macht Mitski aus dieser Einsamkeit eine Stärke.

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