Minor Victories
Minor Victories
[PIAS]/Rough Trade
Die Supergruppe um Mogwai und Slowdive spielt Post-Rock/Shoegaze-Dramen. Und das ist: super.
Mogwai! Slowdive! Editors! Unter den Gästen: The Twilight Sad! Mark Kozelek! Eine Weltauswahl für verträumte Indie-Köppe. Alleine der Gedanke an eine Fusion des monumentalen Postrock von Mogwai mit der fragilen Shoegaze-Ästhetik von Slowdive machte Fans ganz hibbelig, als Stuart Braithwaite Mitte 2015 das Album MINOR VICTORIES ankündigte – und bestätigte, dass Rachel Goswell mit dabei ist. Zur Erinnerung: Die Sängerin hatte ihre musikalische Karriere vor zehn Jahren quasi beendet.
Statt mit Jungs auf Tour zu gehen, kümmerte sie sich fortan um ihren an einem seltenen genetischen Defekt leidenden Sohn, nebenbei schrieb sie einen Blog über die Gärtnerei und das Landleben. Erst die gut dotierte Live-Reunion von Slowdive brachte sie zurück zur Musik, und als die Brüder Justin (Editors-Gitarrist) und James Lockey ihr diese Supergroup vorschlugen, sagte sie schnell Ja. Dem Lärm hatte sie eigentlich abgeschworen, um ihr vom vielen Gitarrengedröhne geschädigtes Gehör zu schonen. Doch wenn Stuart Braithwaite die Gitarrenarrangements übernimmt, darf man keine Ruhe erwarten. Der Schotte versteht sich auf dramatische Gitarrenschichtarbeit, und Goswells glockenklare Stimme ist genau das hohe Register, das bei Mogwai manchmal fehlt.
Das liest sich alles toll, aber wie klingt’s? Zu Beginn ein bisschen behäbig. „Give Up The Ghost“ ist kein guter Start, es gibt bessere Garbage-B-Seiten. Aber dann: „A Hundred Ropes“ führt den Noise in kosmische Gefilde, bei „Breaking The Light“ durchbrechen dramatische Streicher die Schallmauer: Shoegaze für die Oscar-Nacht! Beim packenden Veteranen-Drama „Scattered Ashes (Song For Richard)“ wird Rachel Goswell von Twilight-Sad-Sänger James Graham begleitet, das Stück klingt wie ein von Phil Spector und Kevin Shields produzierter Folksong.
„For You Always“ ist das Stück mit Mark Kozelek. Der macht seinen Job als Erzähler, Rachel Goswell gibt Kontra, dazu hören wir Xylofone wie bei Steve Reich. Dass die Gäste nicht alles sind, zeigen Minor Victories bei „The Thief“: Krautrock-Drums, Wave-Gitarren, Postrock-Gezirpse, Shoegazer-Harmonien, so sanft wie die sommerliche Abendbrise. Und dann, nach knapp fünf Minuten, die Invasion der Gitarren – zweieinhalb Minuten lang, eine erhabene Ewigkeit.