Mild High Club
Skiptracing
Stones Throw/Rough Trade
Dieser Club sucht sein Heil in charmanten Eigenartigkeiten der Vergangenheit und schaut sich besonders gerne im psychedelischen Dream-Soul-Jazz um.
Es kommt Sehnsucht nach den Siebzigern auf. Das Verlangen nach einer Zeit, als der Fantasie in der Musik noch keine Grenzen gesetzt waren, ist groß, das wissen wir. Aber dieser ungleichmäßige Lauf, die ständig schwankende Geschwindigkeit beim Abspielen der damals erhältlichen Tonträger, ist in geballter Form noch nicht zurückgekehrt. Für dieses sogenannte Eiern hat man im Zeitalter der heutigen perfekten Wiedergabe keine Geduld mehr. Bei Alexander Brettin ist das anders. Auf seinen Alben gerät er bei der Einstellung des Tempomats notorisch in Schwierigkeiten. Auch dieses Mal wieder.
In „Chasing My Tail“ klingt Country-Interesse durch, aber wahre Fans dieses Genres werden erstaunt sein, wenn sie gegen Ende gnadenlos schleifenden Gesang und Pedal-Steel-Sound hören. Dieser Tick macht sich auch in „Chapel Perilous“ bemerkbar, einem souligen und melodischen Song zum Schluss. Mehr als aus dem Vorgänger Timeline bemüht sich Brettin um Facettenreichtum.
Mit „Tessalation“ etwa sucht er die Nähe zu einem Bereich, in dem Soul und Soft-Rock miteinander harmonierten, so wie in Bobby Caldwells „What You Won’t Do For Love“. In „Head Out“ spielt ein gemütlicher Anflug von Jazz hinein. Für „?Whodunit?“ stattet Brettin dem psychedelischen Experimentierfeld einen Besuch ab. Er ist der ideale Mann für Hörer, die sich über Musiker freuen, die den Zauber in der Vergangenheit suchen und die Fähigkeit besitzen, sich mit jedem Schritt zu verbessern. Das nächste Album von Mild High Club könnte ein Highlight werden.