Marilyn Manson
We Are Chaos
Loma Vista/Caroline (VÖ: 11.9.)
Der Industrial-Rocker schockt mit Bowie-Pop.
Wie schafft es der einstige Spießbürger-Schreck und selbst ernannte „Antichrist Superstar“ nach gut 30 Karrierejahren, noch zu schockieren?
Indem er eine unverschämt eingängige, Akustikgitarren- basierte Hymne mit deutlichen Bowie-Vibes als Singlevorbote für sein elftes Album voranschickt.
Dabei zeugt nicht allein besagtes Titelstück von der gemeinsamen Bewunderung für Chamäleon-Pop, die Manson (bislang am deutlichsten zum Ausdruck gekommen 1998 auf seinem mutigen Glamrock-Album MECHANICAL ANIMALS – Anm. d. Red.) und sein diesmaliger Co-Autor und -Produzent Shooter Jennings, Sohn der Outlaw-Country-Legende Waylon, hegen.
Die Handvoll balladesker und von Jennings’ patentem Pianospiel getriebenen Songs wie etwa „Paint You With My Love“ (das sogar den Doo-Wop-Duktus von „Drive-In Saturday“ atmet) oder „Half-Way & One Step Forward“ (welches sich textlich ein paar Zeilen von Leonard Cohens „Anthem“ borgt) zählen jedenfalls zum harmoniesüchtigsten Material, das Manson je veröffentlicht hat. Dem gegenüber stellt das Duo, schön symmetrisch, die gleiche Zahl an etwas kantigeren Kompositionen, die wie „Perfume“ mit erhobenem Mittelfinger über die Industrial-Tanzflächen stampfen. Erschreckend erwachsen.