Lee Perry And The Upsetters :: High Plains Drifter
Pressure Sounds/Groove Attack
Eine der besten Compilations zum Spätsechziger/Frühsiebziger-Werk des Upsetters – als der Spaghetti-Western im Sound des Reggae nachhallte.
Wer will da noch den Überblick über das riesige, weitenteils geniale Werk Lee „Scratch“ Perrys behalten? Die Zahl der Zusammenstellungen, die aus dem Fundus der 60er-Jahre-Aufnahmen und verschiedener Phasen seiner Arbeit in den Black Ark Studios (1974-1979) schöpft, ist groß. Sie unterscheiden sich sehr wohl in Aufmachung und Sinnhaftigkeit, wer jede neue Perry-Compilation erwirbt, ist trotzdem bald doppelt bis dreifach bedient. Die 20 Tracks, die das gewöhnlich gut informierte Pressure-Sounds-Label jetzt unter dem Titel High Plains Drifter veröffentlicht, fokussieren die Zeit vor den radikalen Soundentwürfen und extraterrestrischen Signalen, die sich in die Dub Plates des Upsetters brannten. Sie stammen von jamaikanischen Singles (plus einer Dub Plate), die zwischen 1968 und 1973 erschienen sind. 1968 hatte Perry sein Upsetter-Label gegründet, ein Jahr später feierte er mit „Return Of Django“ seinen ersten Hit in den britischen Charts und stieg in die Produktion der Musik von Bob Marley and the Wailers ein. Auf High Plains Drifter ist nachzuhören, wie Lee „Scratch“ Perry die Themen und Moden der Zeit zu konzisen Lo-Fi-Tracks schnürt, Aufnahmen, die ihn bald zum wegweisenden Produzenten der Skinhead-Ära machten. Die Musik der in Kingston populären Spaghetti-Western hallen in Stücken wie „High Plains Drifter“ und „Amigo“ nach, der US-R’n’B der späten 60er-Jahre kehrt in den Bläsersätzen im Eröffnungstrack „Val Blows In“ wieder – in Perrys auratischer Soundsprache. Es ist fast ein Jazz-Beat, den Perry Ex-Mento-Star Count Sticky unter die Vocals von „Rockfort Psychedelion“ legt – auch ein Ausblick auf die kreativen Expeditionen, die in den 70er-Jahren weit über den Tellerrand dessen reichten, was der Bob-Marley-Fan hierzulande später als Reggae kennenlernte.
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