Kuedo

Slow Knife

Planet Mu/Cargo

Übungen in postdubsteppiger Electronica. Das zweite Soloalbum des britischen Produzenten.

Es ist auch schon wieder fünf Jahre her, seit SEVERANT erschienen ist, das hochgelobte Debütalbum von Jamie Teasdale aka Kuedo. Mit schillernden Sounds aus analogen Synthesizern erzeugte Kuedo eine träumerische, cineastische Atmosphäre, die von Trap-Beats konterkariert wurde. Der Retro-Futurismus war eine von unendlich vielen Möglichkeiten, die der amorphe Nicht-Genre-Begriff „Post-Dubstep“ damals offenhielt – Kuedo war vorher Mitglied des britischen Dubstep-Duos Vex’d.

Auf seinem zweiten Soloalbum SLOW KNIFE zeigt Kuedo, dass er nach wie vor an der Erforschung von Sounds interessiert ist, weniger am Bedienen einer Erwartungshaltung, die seine Musik als den heißen Scheiß von heute ausweisen würde. Das Album ist weniger dreamy ausgefallen, härter in der Aussage, es bemüht sich um Dramatik. Das Klischee vom Soundtrack ohne Film trifft auf SLOW KNIFE zu wie nur was. Auch in den seltenen Vocal-Tracks (bei „In Your Sleep“ darf Hayden Thorpe von Wild Beasts singen) verlieren die Tracks nicht ihr cineastisches Drama, ihr existenzialistisches Schwarz. Der imaginäre Film, zu dem Kuedo die Musik gemacht hat, stammt nicht aus dem Jahrgang 2016, sondern aus einer fernen Vergangenheit, in der unsere Gegenwart als dystopische Zukunft erscheint.