Album der Woche

JaKönigJa

Emanzipation im Wald

Buback/Indigo

Landlustiger Prachtpop von Van Dyke Parks Gnaden, der ohne irgendeine Behauptung auskommt.

Wer macht sonst solche Musik in unserem Land – und wer denn anderswo? Solchen der Romantik verschriebenen Dichter-und-Denker-Pop, den es auf dem sechsten Album von JaKönigJa in 22 Jahren Bandgeschichte nun nach draußen vor die große Stadt Hamburg zieht. Dort legt er sich an ein ruhig fließendes Gewässer unter die mächtigen Wolken und beschreibt die Welt vielstimmig, wie sie sich von hier aus darstellt: In ihrer rätselhaften Zigdeutigkeit offeriert sie eine unendliche Zahl an Fluchtpunkten und Schlupflöchern und genügt sich doch jederzeit und überall selbst.

EMANZIPATION IM WALD ist ein feierliches Meta-Folk-Album, das in seinem schönen Swing, seiner Eleganz und reichen Arrangements (Streicher, Posaunen, Mandolinen, Klavier, Flöten, allerlei Percussion etc.) an die Kunst­fertigkeit von Van Dyke Parks erinnert – stellenweise aber auch an das mit den Aggregatzuständen experimentierende Too-Pure-Label in den 90er-Jahren. Die Texte wiederum könnten vielleicht auch vom wunderbar spinnerten Grafen Dirk von Lowtzow zu Tocotronic stammen. Sie zeugen von einer großen Liebe zur Sprache, sie spielen mit den Worten, drehen und wenden sie, um zu sehen, was sich damit alles so anstellen lässt, und sie schämen sich nicht ihrer gedrechselten Kunstfertigkeit.

Allerdings versucht Sängerin Ebba Durstewitz ihre wunderlichen Erzählungen und Betrachtungen – über eine Havarie am Polar zum Beispiel, die Verwandlung zum Naturwesen im Titeltrack („Ich schlage um mich, kratz und beiß, heut weiß ich nicht mal, wie ich heiß“), eine „Spukhafte Fernwirkung“ zwischen Seelenverknüpften – schlüssiger zu gestalten als Nebelfürst Dirk es zumeist tut. Dafür vermag Ebba über manche ungewöhnliche Harmoniefolge – neben Jakobus Durstewitz (u.a. Die Vögel) gehört Filmmusiker Marco Dreckkötter zur Besetzung – weitaus gewagtere gesangliche Kapriolen vorzuführen. Im letzten Stück singt sie schließlich im Kanon mit sich selbst: „Ich versöhne mich“. Wie schön! Fazit: Beste hiesige Popplatte bislang in diesem Jahr. Muss nichts behaupten, sich nicht größer, tiefer, dunkler oder heller machen, als sie ist. Sie hat all diese Farben.