Howler :: America Give Up
In Krisenzeiten führt der Weg zurück in die Garage.
Krisenzeiten sind gute Zeiten. Zumindest für den Punkrock. So gesehen sind Howler keine Überraschung. Ansonsten aber schon: Blutjung und aus Minneapolis, angemessen desillusioniert und auch ziemlich wütend schrammelt sich die Band um den erst 19-jährigen Jordan Gatesmith auf ihrem Debütalbum America Give Up mit einer wundervollen Verve durch elf Songs in nur 32 Minuten und durch die lange Historie der widerborstig verzerrten Gitarre. Die Reise geht zurück bis in die 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts, wenn nicht nur im passend betitelten Song „Back To The Grave“ Sound und Einstellung des Garage Punk jener Tage zitiert werden, und führt über den trashigen Rock’n’Roll der Cramps bis hin zu den Feedback-Orgien von The Jesus And Mary Chain. Dabei wechselt die Stimmung bisweilen unvermittelt: In „Free Drunk“ singt Gatesmith verträumt einem melancholischen Gitarrengejaule hinterher, nur um gleich anschließend in „Black Lagdon“ einen aufmüpfig kieksenden Jerry Lee Lewis mit schallernden Gitarren zu konfrontieren. Überhaupt, die Gitarren: die knarzen und bratzen und ächzen und zürnen, aber alle moderneren Entwicklungen werden tunlichst ignoriert. Trotzdem erwecken Howler nie den Eindruck, als würden sie einen Geschichtsvortrag halten. Das steigert zwar wahrscheinlich nicht unbedingt das Bruttosozialprodukt, ist aber doch eine ziemliche Leistung.
Key Tracks: „Beach Sluts“, „Back To The Grave“, „Wailing (Making Out)“
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