Christian Kracht :: Imperium
Leicht wie ein Nebenwerk, überzeugend wie ein Klassiker: Krachts Abenteuerroman
Als „Ritter der Kokosnuss“ bezeichnete die F.A.Z. den Franken August Engelhardt, der 1902 nach Deutsch-Neuguinea reiste, um dort auf der Südseeinsel Kabakon einen „Sonnenorden“ zu gründen, nackt herumzulaufen und sich ausschließlich von den Früchten der Kokospalme zu ernähren. An Engelhardts Leben entlang erzählt Christian Kracht in seinem vierten Roman eine Abenteurergeschichte, in der mit großem Sanftmut und nachsichtiger Ironie das Scheitern eines Romantikers beschrieben wird. En détail (und bald auch en gros) weicht Krachts Erzählung ab vom historischen Engelhardt, dafür tauchen in Rückblenden en passant Hermann Hesse und Thomas Mann auf, vor allem aber der Seemann Christian Slütter – eine Figur aus der „Südseeballade“, dem Comic-Klassiker von Hugo Pratt. Krachts Tonfall hat etwas von den Geschichten, die vom Fernweh durchschüttelte große Jungs verschlingen, doch es ist kein Jugendbuch: In Engelhardts Verachtung für alles, was seinen Idealen im Wege steht, spielt Kracht auf die Tragik des 20. Jahrhunderts an. „Imperium“ gibt sich heiterer als Krachts vorherige Romane, hat sogar etwas von der Leichtigkeit eines Nebenwerks, zeigt aber doch wieder, dass Christian Kracht einer der größten Stilisten der deutschen Literatur ist.
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