Au :: Both Lights

Leaf/Indigo

Folk, Ambient, Prog, Jazz und andere Träumereien links des Hauptfeldes

„Epic“ heißt das erste Stück auf dem neuen Album von Au, und wenn es die Eigenschaft eines Epos ist, weitläufig und ausschweifend ein Thema zu behandeln, dann trägt der Track zu Recht diesen Namen. Was das Duo aus Portland in den folgenden 40 Minuten über elf Beiträge aufbietet, die zu großen Teilen Songcharakter besitzen, kommt einer Reise in reich bebilderte Liebes- und Schmerzensszenarien gleich. Es hat stille Ambient-Momente hier, wild scheppernde Schlagzeugpassagen, hinter denen Luke Wylands Bariton nach Tönen sucht, die noch nicht erfunden sind. Es hat weit ausholende Choräle und sich am Horizont aufbauende Streichergewitter, die vom Geklingel der Keyboards beiläufig abgelöst werden. Zweimal ist Colin Stetson, anerkannter Soundmaler auf dem Saxofon, mit von der Partie. Das ist eine Menge Stoff für ein Pop-Album, aber genau das will Both Lights sein. Nur, dass Wyland und Kollegin Dana Valatka ihre Tracks mit Elementen eher popferner Herkunft (Prog, Jazz) bestücken, mit zarter Hand eingefügt und dem Mut zu Verwüstungen und Brüchen interpretiert. Both Lights klingt in den besten Momenten wie die Platte, die Sufjan Stevens nicht mehr hat aufnehmen können, weil er sich im Fegefeuer seiner Eitelkeiten die Finger verbrannt hat. Bei Wyland und Valatka lodern die Flammen hell und schön.

Key Tracks: „Solid Gold“, „Get Alive“, „Oj“