Neue Alben: 26. September – 02. Oktober 2011
Die Neuerscheinungen der Woche. Mit unter anderem Feist, Emika und Modeselektor.
Platte der Woche:
Feist – Metals
Der Mobilfunkanbieter hat angerufen! Er möchte vorhören! Er möchte lizenzieren! Doch alle Handys aus. Ein Folkpoptraum. Dass sie – einem ihr kinderleichtes Lied „1234“ durchnudelnder Mobilfunkanbieter, längst Herrscher unserer Art, sei Dank – einmal ein Popstar war, das muss Ewigkeiten her sein. Jetzt steht sie auf einer Weide und schaut den Lämmern zu. Der Suggestionskraft der Albumpräsentation kann man sich freilich nur schlecht entziehen. In künstlerischen Filmchen (in Schwarz-Weiß und Super-8-Farben) sieht und hört man Feist und die, die mit ihr „Metals“ aufgenommen haben (allen voran wieder Gonzales, Mocky sowie der isländische Produzent Valgeir Sigurðsson), in der besseren Welt eines Landhauses irgendwo ganz weit draußen musizieren. Ein Sehnsuchtsort. Wind und Weide, Milch, Meer und die Musik. Diese Menschen glühen und lächeln, sie singen im Kreis, schlurfen in Puschen über die Dielen oder spreizen die nackten Zehen, und sie schauen sehr viel in sich hinein. Was Metals schließlich so besonders macht, ist, dass sich diese Platte von diesem Ort des Musizierens nur so weit entfernt wie unbedingt notwendig. „Metals“ ist eine Folk-Pop-Platte, die auf einfache Strukturen aufbaut. Gitarre, Klavier, Bass, nur die nötigsten Noten. Schlagzeug gibt es fast gar nicht. Dafür wird in die Hände geklatscht, auf etwas geklopft, was auf jeden Fall keine Snare ist, und etwas geschüttelt.
Und wenn es lauter werden soll, wird doller geklopft und geschüttelt. Wer sich mit dieser so ruhigen, ruhenden Platte länger beschäftigt, wird allerdings merken, dass in ihr eine ungeheure Dynamik steckt (und sich davon mitreißen lassen) und mit Blick auf die überraschend lange Instrumenten- und Instrumentalisten-Credits vielleicht auch bemerken, wie viel Arbeit und Feinsinn in den Arrangements stecken. Eine Regel wird dabei allerdings in jedem Takt befolgt: Alles und jedes wird getan, um Leslie Feists Stimme ins beste Licht zu setzen! Den zerbrechlichen Ton, das feinste Vibrato, den Soul, das Jauchzen und das Hauchen, der summende Konsonant. Als Dank dafür singt sie auf „Metals“ so großartig wie noch nie. Key Tracks: „How Come You Never Go There“, „ Anti-Pioneer“, „Undiscovered First“
B
Boys Noize – Oioioi
C
Cäthe – Ich muss gar nichts
D
Dum Dum Girls – Only In Dreams
E
Emika – Emika
Die gebürtige Tschechin Emika lebte einst in Bristol und heute in Berlin. Und „Bristol war die Hauptstadt dessen, was später unter der Geschmacksrichtung TripHop die Supermärkte des Pop flutete.“ME-Redakteur Frank Sawatzki spricht von einem Treffen zwischen „Bristol 1995“ und „Berlin 2011“.
Der Bristol-Sound aber ist mehr als nur ein Hintergrundrauschen auf diesem Debüt, seit dem offiziellen Ende des TripHop ist kein Album erschienen, das der Idee des TripHop mehr geschuldet war als Emika. Die Künstlerin als Sängerin und elektronische Geschichtenerzählerin, sie schwirrt mit einer Ansammlung von Vokalen und Konsonanten durch die letzten Ecken der Nacht, zeichnet ein Stück Noise aus dem Berghain auf und gibt dem Hörer ihr „Long Goodbye“ mit in den Morgen. Das ist die Musik, die wir hören, wenn wir nachts im Club versacken und schon neben der Spur laufen. Emika besitzt das große Talent, die vielen Farben der Düsternis in schillernde Soundscapes mit kurzen Melodie-Streifen zu verwandeln.“ Key Tracks: „FM Attention“, „3 Hours“, „Common Exchange
J
Jesus, Zola – Conatus
K
Kasher, Tim – Bigamy (Limited Edition)
M
Morrison, James – The Awakening
Modeselektor – Monkeytown
ME-Redakteur Albert Koch befindet: „Es ist alles drin im dritten Album der Berliner advanced Elektroniker: HipHop, Elektrorock, Future Soul, Breakcore und Radiohead-Musik.“ Und weiter: „Das Alleinstellungsmerkmal eines Musikers muss nicht unbedingt ein besonders origineller Stil sein, es kann sich auch in der Anwendung der verschiedensten Stilrichtungen manifestieren. Das war auf dem zweiten Modeselektor-Album Happy Birthday! von 2007 schon so. Da gab es eine unübersichtliche Anzahl von Gaststars und einen Ritt durch eine ebenso unübersichtliche Anzahl von Stilen.
Monkeytown, das dritte Album des Berliner Produzentenduos, fährt wieder ein halbes Dutzend Gastmusiker (Busdriver, Thom Yorke, Otto von Schirach, Miss Platnum, PVT, Anti Pop Consortium, Sascha Ring, Siriusmo) auf. Und wieder gelingt Gernot Bronsert und Sebastian Szary das Kunststück, aus advanced Electronics, HipHop, Elektrorock, Future Soul, Breakcore und Radiohead-Musik (die zwei Beiträge „featuring Thom Yorke“ könnten genauso gut Radiohead zugeschrieben werden) ein homogenes Album zu machen, das als solches auch funktioniert. Vielleicht hätte der Rezensent diesem Album noch ein bisschen mehr abgewinnen können, wenn auf der Vorabversion nicht diese nervtötende Anti-Internetpiraterie-Computerstimme und alle 30 Sekunden ein Piepston erklingen würde.“ Key Tracks: „German Clap“, „Evil Twin“, „ Grillwalker“, „This“
P
Peggy Sue – Acrobats
Pop, Das – The Game
T
Toro Y Moi – Freaking Out