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Das sind die 100 besten Debütalben aller Zeiten


MUSIKEXPRESS hat die besten 100 Erstlinge gewählt. Von Wanda bis The Velvet Underground, here we go.

80
DJ Shadow
ENDTRODUCING….
1996

Upcycling in Musikform. Alte Soulplatten, Soundtracks und Hörspiele wurden zu einem der einflussreichsten instrumentalen Hip-Hop-Alben aller Zeiten, und die Sample-Culture war nie mehr die gleiche. (Christopher Hunold)

Was danach geschah: Shadow war im Anschluss für kurze Zeit Mitglied der TripHop-Band UNKLE.

79
The Cure
THREE IMAGINARY BOYS
1979

„Object“, „Accuracy“, „Fire In Cairo“ – die Hit-Dichte ist so erstaunlich wie die allermeisten der Stücke kurz sind. Eins der konzentriertesten Debüts überhaupt, dessen super-spröder Sound bis heute Gültigkeit besitzt. (Linus Volkmann)

Was danach geschah: Gothic zieht herauf, Robert Smith etabliert seine markante Vogelnestfrisur.

78
The xx
XX
2009

Der gehauchte Minimalismus der Electronica-Dream-Pop-Anordnung macht einige Leute aggressiv. Dabei beantworten The xx mit kühl-eleganten Tracks die Frage, wie Entschleunigung klingen kann, wie es sich anhört, wenn das Herz einen Beat überspringt. (André Boße)

Was danach geschah: Wirklich magische Live-Konzerte, bei denen Romy, Jamie und Oliver die Stille statisch aufluden.

77
The Avalanches
SINCE I LEFT YOU
2000

So tönt es wohl, wenn man ein Kaleidoskop gegen das nächtliche Mondlicht hält: Ein R’n’B-Album, das trotz seiner erklecklichen Fülle an Samples – um die 3 500 sollen es sein – klingt wie aus einem Guss. (Ingo Scheel)

Was danach geschah: WILDFLOWER, der Nachfolger, erscheint 16 Jahre – und einige Mixtapes – später.

Memphis-Rap: Was den düsteren HipHop aus den Südstaaten ausmacht

76
The Specials
THE SPECIALS
1979

Schwarz und weiß, wir steh’n auf einer Seite: Das Two-Tone-Label bringt den guten alten Ska zurück in den Fokus und praktiziert ein juveniles Come-together: Sozialkritisch und tanzbar. (Ingo Scheel)

Was danach geschah: MORE SPECIALS (1980) erweitert das Klangbild, „Ghost Town“ (1981) wird zum Meilenstein.

75
Suede
SUEDE
1993

Der Hype ist so groß, dass man nur auf den Moment wartet, in dem die Luft entweicht. Doch das passiert nicht, denn das Album überragt dank der dramatischen Balladen sogar die eigenen Monstersingles: „Pantomime Horse“, „Sleeping Pills“, „The Next Life“ – Suede stellen die späten Roxy Music in den Schatten. (André Boße)

Was danach geschah: DOG MAN STAR bietet noch mehr Drama. Danach geht Gitarrist Bernard Butler.

The Kills im Interview: Die Sonnenbrillen bleiben

74
Mudhoney
SUPERFUZZ BIGMUFF
1988

Und jetzt alle zusammen: „Touch me, I’m sick!“ Die Rückkehr des Rock, aufgepeppt mit der Attitüde des Punk und der rohen Gewalt von Distortion und Wahwah-Pedal. Nach dieser EP waren sich alle einig: Mudhoney würden Subpop und Seattle in die Charts katapultieren. (Thomas Winkler)

Was danach geschah: NEVERMIND. Und Mark Arm blieb die Schrotflinte erspart und immerhin ein Gnadenbrot als Subpop-Lagerist.

73
International Music
DIE BESTEN JAHRE
2018

Und jetzt alle zusammen: „Touch me, I’m sick!“ Die Rückkehr des Rock, aufgepeppt mit der Attitüde des Punk und der rohen Gewalt von Distortion und Wahwah-Pedal. Nach dieser EP waren sich alle einig: Mudhoney würden Subpop und Seattle in die Charts katapultieren. (Thomas Winkler)

Was danach geschah: NEVERMIND. Und Mark Arm blieb die Schrotflinte erspart und immerhin ein Gnadenbrot als Subpop-Lagerist.

72
The Mothers Of Invention
FREAK OUT!
1966

Tradierte Hörgewohnheiten führte die nach Dylans BLONDE ON BLONDE zweite Doppel-LP wie das wohl erste Konzeptwerk der Pophistorie ad absurdum: FREAK OUT!, kongenial vom Bandchef, Multiinstrumentalisten und Komponisten Frank Zappa im Gespann mit Produzent Tom Wilson via Collagenformat in Szene gesetzt, gönnte einen ironischen Blick auf die L.A.-Musikszene, karikierte die Popkultur und bot unverblümte Gesellschaftskritik. Als geschmeidiges Transportmittel diente ein Stileklektizismus aus Blues, Jazz, Doo Wop, Avantgarde, Rock’n’Roll und R’n’B. (Mike Köhler)

Was danach geschah: Bis zu seinem Tod 1983 veröffentlichte Zappa 62 Alben. Danach kamen noch 54 Stück.

Róisín Murphy im Interview: „Ich bin eine Exhibitionistin“

71
Fiona Apple
TIDAL
1996

Gerade mal 18 ist die New Yorker Singer/Songwriterin zum Zeitpunkt ihres Erstlings, aber doch schnauzt sie uns glasklar die Essenz vom Frausein hin. Apple blickt auf Vergangenes, auf Einsamkeit und Depression, ohne je Details vernebeln zu wollen. (Hella Wittenberg)

Was danach geschah: Dass sie die Coolste ist, bewies Apple, als sie in ihrer Dankesrede für die Best-New-Artist-Trophäe beim MTV Music Award 1997 allen sagte, die Promiwelt sei „Bullshit“.

70
Joanna Newsom
THE MILK-EYED MENDER
2004

Die Supersirene mit der Harfe, die Devendra Banharts Freakfolk-Gemeinde so becircte, vermochte auf diesem Debüt die Vibrationen ihrer 46 Saiten bis in die letzte Rippe zu tragen, ihre Stimme drehte, als hätte Mickey Mouse Gesangsunterricht bei Tom Waits genommen. (Frank Sawatzki)

Was danach geschah: Als Burgfräulein grüßte sie vom Cover von YS (2006) – Startschuss einer Pop-Renaissance aus zirpenden Fantasien.

69
Elastica
ELASTICA
1995

Der UK-Markt funktioniert über Singles. Vier Seven-Inches erscheinen vorab, darunter die Hits „Connection“ und „Stutter“. Was kann das Debüt da noch bieten? Mehr von all dem: Wire ohne Knoten im Kopf, die Stranglers aus feministischer Perspektive. Wer will Sängerin und Poetin Justine Frischmann stoppen? (André Boße)

Was danach geschah: Drogen und Stress mit Freund Damon Albarn. Die zweite Platte erscheint 2000 – und damit viel zu spät.

68
Os Mutantes
OS MUTANTES
1968

1967 flossen in Brasilien Samba und Boss Novam it Psychedelic-Rock und Soul zusammen und mündeten in einer ganz neuen Kunstform: Tropicália. Schlüsselfiguren der Szene waren neben Os Mutantes Gilberto Gil, Caetano Veloso und Jorge Ben, die hier die göttlichsten Songs „Panis Et Circenses“ und „A Minha Menina“ schrieben. (Stephan Rehm Rozanes)

Was danach geschah: Sängerin Rita Lee verließ die Band 1972 und wurde zur Königin brasilianischen Rocks.

67
Metallica
KILL ’EM ALL
1983

Metallica zählen zu den Mitbegründern des Thrash Metal, einer fiesen Mischung aus Hardcore Punk und Heavy Metal. Anders als Zeitgenossen wie Slayer ließen sie schon auf der ersten Platte das Potenzial erkennen, aus der Nische auszubrechen. (Reiner Reitsamer)
Was danach geschah: Meilensteine, Weltruhm – und dann LOAD bis LULU. They killed it all.

66
FKA twigs
LP1
2014

Im Clip zur frühen Single „Water Me“ läuft FKA twigs eine Fake-Träne aus dem rechten Auge. Auf LP1 greift sie dieses künstlerische Prinzip wieder auf. R’n’B-Pop in Extremzeitlupe, abgehackte synthetische Sounds, die gehauchte, teils verfremdete Stimme: hochartifiziell und zugleich hyperemotional. (David Numberger)

Was danach geschah: Album zwei MAGDALENE enttäuschte nach fünf Jahren Pause nicht. Zuletzt ging es vor allem um ihre Missbrauchsvorwürfe gegen Ex-Freund Shia LaBeouf.

65
The Streets
ORIGINAL PIRATE MATERIAL
2002

 

Monarchie und Alltag, durch die Augen des Mike Skinner gesehen: Das Millennium hat keine zwei Jahre auf dem Buckel, da verbuchen The Streets mit ihrem Debüt, darauf Songs wie „Has It Come To This?“ und „Let’s Push Things Forward“, einen zeitgenössischen Klassiker aus der Sozialkritik-Garage, abgeschmeckt mit Hip-Hop, Dosenbier und Vinegar. (Ingo Scheel)

Was danach geschah: Tolle Alben im Zwei-Jahres-Rhythmus, bis zum großen Break zwischen 2011 und 2020.

64
PJ Harvey
DRY
1992

1992 beginnt Großbritannien damit, sich im semi-eleganten Britpopwahn zu suhlen. Polly Jean Harvey aus Dorset kümmert das alles nicht, sie haut mit ihrer Band elf Songs raus, die gewaltig und lasziv von Trennungen erzählen, von der Dichotomie aus Glück und Blut, von Haaren und vom roten Kleid, in dem „er“ „sie“ sehen soll: Feminismus’n’Blues in einer bis dahin nicht gehörten Wucht. (André Boße)

Was danach geschah: Ein Jahr später spielt PJ Harvey im Vorprogramm von U2.

63
Arctic Monkeys
WHATEVER PEOPLE SAY I AM, THAT’S WHAT I’M NOT
2006

Die Platte ist noch nicht raus, aber bei Live-Gigs singen die Fans die Texte mit. Die Arctic Monkeys sind ein frühes Internet-Phänomen, die Stücke kursieren als Demo-Versionen im Netz, Band und Label haben die Aufgabe, das Albumdebüt spannend zu halten. Das gelingt, weil die unfassbar junge Band aus Sheffield so gut spielt. (André Boße)
Was danach geschah: Das Internet als Promo-Tool? Ja, aber nur kontrolliert.

62
Rage Against The Machine
RAGE AGAINST THE MACHINE
1992

Mit ihrem Debüt politisierten RATM eine Generation. Wie das Che-Guevera-Bildnis auf ihren T-Shirts verwandelten sie die Revolution in Pop. Es war der heilige Zorn von Frontmann Zack de la Rocha, es war der Groove der Band, und dazu eine Zeile, zu der man Dancefloors genauso in Brand stecken konnte wie Polizeiautos: „Fuck you, I won’t do what you tell me!“. (Reiner Reitsamer)

Was danach geschah: Zuerst Audioslave, dann Reunions. Welcome to the machine!

61
Fehlfarben
MONARCHIE UND ALLTAG
1980

„Es liegt ein Grauschleier über der Stadt, den meine Mutter noch nicht weg gewaschen hat.“ „Ich kenne das Leben, ich bin im Kino gewesen.“ Man möchte gar nicht mehr aufhören, noch mehr geniale Zeilen zu zitieren. Im Takt des grandiosen funky Punk-Beat wird Deutsch als Pop-Sprache wiederbelebt. (Thomas Winkler)

Was danach geschah: Peter Hein verpasst seine Chance, der größte Popstar des Landes zu werden, weil er seinen Brotjob nicht aufgeben will.

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