MENSCHEN-FREUNDE STILLER
Ich war ja mal mit den Sportfreunden Stiller auf dem Münchener Oktoberfest. Ich saß an ihrem Tisch vorm Augustiner-Zelt und konnte gar nichts dafür, ein guter Freund ist ein guter Freund der Band. Es muss im Weltmeisterschaftsjahr 2006 gewesen sein, es war jedenfalls nach „’54,’74,’90,2006“. Es wurde dann der Tag, an dem ich endgültig begriff, was es heißt, Popstar zu sein. Und dass man das vernünftigerweise lieber nicht sein will. Obwohl die Sportfreunde ganz entzückende Fans zu haben schienen. Junge Burschen waren es, die eine lange Schlange bildeten um den Biertisch herum, sie warteten höflich, bis sie an der Reihe waren, und ließen sich Autogramme geben. Und gingen dann nicht wieder weg. Sie blieben einfach stehen. Es war natürlich naiv gewesen von den Sportfreunden, dass sie sich, nun, da das ganze Land mindestens eines ihrer Lieder kannte, wie früher vor ein Bierzelt auf dem Oktoberfest setzten. Also gingen sie irgendwann hinein, doch die Traube der jungen Burschen folgte ihnen, und jeder von denen wollte seinen Helden gern ein Bier ausgeben oder zwei. So viele, wie halt nötig waren, um weiter mit ihnen zusammenstehen zu können. Selbst die Menschen aus dem Anhang der Sportfreunde -ich zum Beispiel, der kaum ein Wort mit Peter oder Rüde gesprochen hatte, Florian war nicht dabei – bekamen Bier angeboten. Zu einem besonders hartnäckigen der jungen Burschen sagte ich irgendwann, dass ich weder Peter noch Rüde wirklich kenne, ich sei nur zufällig hier, und ich wolle auch kein Bier von ihm ausgegeben haben. Doch das ließ der junge Bursche nicht gelten. Also floh ich bald aus dem Zelt und ging nach Hause. Peter und Rüde blieben. Ich kann nicht sagen, dass ich die Musik der Sportfreunde je besonders gemocht hätte. Doch ich glaubte an diesem Tag etwas begriffen zu haben: dass es in Deutschland unmöglich eine menschenfreundlichere Band als die Sportfreunde Stiller geben konnte. Und das fand ich einfach wichtiger als ihre Musik.