„Ich will kein Kindergärtner sein!“
Josh Homme über die Zukunft der Queens Of The Stone Age nach dem Rauswurf von Bassist Nick Oliveri.
Die Nachricht von Nick Oliveris Rauswurf bei Queens Of The Stone Age ist seit ein paar Wochen öffentlich. Tut der Split des QOTSA-Kerns noch weh?
josh homme: Natürlich. Ich bin sehr traurig, dass ich meinen Freund nicht mehr in der Band habe. Aber es geht hier ja nicht um unsere Freundschaft, sondern nur um Rock’n’Roll, und bei einer Rock’n’Roll-Band ist nur gute Musik wichtig. Natürlich hätte ich es lieber, wenn mein Konflikt mit Nick nie so eskaliert wäre, aber was soll ich machen? Die Queens waren immer eine Band, die damit zu kämpfen hatte, das Chaos irgendwie im Zaum zu halten. Und die Ausmaße von Nicks Chaos wurden mit der Zeit unerträglich. Nicht nur für mich, für alle Beteiligten.
Gab es einen Moment, an dem du über eine Auflösung der Band nachdachtest?
Den gab es schon, aber nicht wegen Nicks Ausscheiden. Für mich gilt bei den Queens der gleiche Maßstab wie bei allen anderen Bands, an denen ich beteiligt bin, und das ist die Qualität der Musik. Wenn die Musik nicht mehr gut ist. ziehe ich einen Schlussstrich und fange etwas Neues an. Aber auf die Queens trifft das nun wirklich nicht zu. Wir haben 16 neue Songs, und das sind die besten, die wir je gemacht haben.
Ist ein Ersatz für Nick schon gefunden? Van Conner von den Screaming Trees wurde in der Gerüchteküche zuletzt gehandelt…
Da ist nichts dran. Wir wollen Ende Mai mit den Aufnahmen zum neuen Album beginnen, und so wie es jetzt aussieht, werde ich den Bass selbst einspielen. So, wie ich es ja auch schon auf dem ersten Album gemacht habe. Das wissen die meisten Leute gar nicht, aber auf dem ersten QOTSA-Album spielen nur der Drummer und ich.
Du sagst, du vermisst Nick als Freund, viele Fans werden ihn als Entertainer auf der Bühne vermissen, aber was ist mit dem Songwriter Nick Oliveri? Wie sehr wird der den Queens fehlen ?
„Tension Head‘ und „Gonna Leave You“. das waren die Songs, die Nick geschrieben hat. Ich denke schon, dass wir auch ohne diesen Input ein gutes Album hinbekommen werden.
Also werden alle Songs der kommenden Platte aus deiner Feder stammen ?
Ja. genauso wie beim ersten Album und dem Großteil der anderen Alben auch.
Am Anfang waren die Queens ein hoffnungsvoller Newcomer-Act, der auf das Interesse der Kyuss-Fans vertrauen durfte. Heute ist die Band international sehr erfolgreiche. Da die alteinige Verantwortung zu tragen, ist sicher nicht immer angenehm.
Das war ja auch eines der Probleme zwischen Nick und mir. Wir beide waren der Kern der Band, aber wenn es um Verantwortung ging, blieb immer alles an mir hängen. Ich durfte mich immer um alle Probleme kümmern, und viele davon hat Nick erst geschaffen. Jetzt habe ich den gleichen Umfang an Verantwortung, aber viel weniger Probleme.
Was für Probleme hat Nick denn verursacht?
Ich hasse es, mit Leuten zu arbeiten, die es als selbstverständlich ansehen, dass sie ein cooles Leben als Rockmusiker führen können. Wer die Chance hat, Musik zu seinem Leben machen zu können, sollte verdammt noch mal glücklich und dankbar für diese Chance sein. Nick ist diese Dankbarkeit leidervötlig fremd. Wenn erein Eis möchte, schreit er so lange rum, bis ihm jemand ein Eis besorgt. Und wenn es nicht möglich ist, ihm ein Eis zu besorgen, macht er aus Wut darüber irgendwelche Sachen kaputt. Das ist Kindergarten, und ich will kein Kindergärtner sein.
Die anderen Musiker sind da professioneller?
Oh ja. Ich habe jetzt einen Haufen großartiger Songs und eine Gruppe von Leuten, die bedingungslos alles dafür geben, dass sie in so einer geilen Rock’n’Roll-Band spielen. Ich habe keinen Bock auf Leute, die nicht auch verrückt danach sind, mit den anderen zusammen Musik zu machen, sondern nur verrückt nach sich selber sind. Und ich habe auch keine Lust auf eine Show, die für andere Leute inszeniert wird. Nick ist leider so, er würde jederzeit für Journalisten eine Show abziehen. Ich bin da ein ganz anderer Typ. Ich lebe nicht, um die Erwartungen anderer Leute zu erfüllen. Ich muss nur meinen eigenen Ansprüchen gerecht werden, und das bedeutet, das Bestmögliche aus meiner Musik herauszuholen. Sachen zu zerbrechen oder Flaschen ins Publikum zu schleudern, um mir ein cooles Image aufzubauen, ist nicht mein Ding.
Also hat Nick seine vielen Aussetzer bewusst in Szene gesetzt?
Meistens. Wir hatten ja diese Jackyll-und-Hyde-Geschichte laufen. Wenn ich einmal durchgedreht bin, haben wir die Schuld immer auf Nick geschoben. Als ich einmal in England die Band Terrorvision verprügelt habe, ist Nick dafür verhaftet worden. So lief das eigentlich immer. Die Presse hat sich eben nur für Nicks wilde Seite interessiert. Daran wird sich wohl auch nie etwas ändern.
Hat er denn die Schuld immer freiwillig auf sich genommen? Gab es da eine klare Absprache zwischen euch?
Am Anfang war es für uns mehr ein Spaß, ein interessanter Weg, die Presse zu manipulieren. Hinterher ist das von ganz alleine so gelaufen. Ich liebe Nick bis in alle Ewigkeit und wir werden ganz gewiss in absehbarer Zeit wieder ein Bier zusammen trinken, aber diese Zeit ist im Moment noch nicht gekommen. Vielleicht haben wir ohne ihn nicht mehr das coole Rock’n’Roll-Image, aber das ist mir herzlich egal, mir geht es nur um die Musik.
Warum hat auch Mark Lanegan seine Dienste bei QOTSA quittiert? Liegt es wirklich nur daran, dass er sich auf seine Solokarriere konzentrieren will?
Mark hat sich nicht endgültig von den Queens verabschiedet. Ich rechne fest damit, dass er bei den Touren zum neuen Album zumindest teilweise mit von der Partie sein wird und auch bei dem einen oder anderen Song im Studio mitwirken wird. Mark hat eine der großartigsten Stimmen, die ich in meinem Leben gehört habe. Es ist nur natürlich, dass er sich für eine Weile auf seine Solosachen konzentrieren will, aber zum Teil hat ihn natürlich auch das Gezerre mit Nick dazu getrieben.
Irgendwie war es ja auch ein biss chen Verschwendung von großem Talent. Mark hat bei den OOTSA-Touren immer nur still in einer Ecke auf seine wenigen Einsätze gewartet, nie an den Partys teilgenommen und auch sonst immer sein eigenes Süppchen gekocht.
Ja, das ist sicherlich richtig. Am Ende waren es zwar mehr Songs, bei denen er gesungen hat, vielleicht sechs oder sieben, aber wirklich ausfüllend ist das für so einen Ausnahmesänger wohl nicht. Doch bei ihm war es ja immer schon so, dass er sein eigenes Ding gemacht hat und zu den Queens kam, wenn er gerade Zeit und Lust hatte. Momentan ist er dafür halt zu beschäftigt, aber das wird sich auch wieder ändern. Mir ist es wichtig, dass das Ausscheiden , von Mark und Nick nicht in einen Topf geworfen wird. Mark wird wieder zu den Queens kommen, Nick nicht.