Grand Funk Railroad – In Concert + Interview


Grand Funk Railroad sind nicht die Grössten, obwohl sie als solche gefeiert werden. Sie sind nicht die Besten, auch wenn viele Leute das glauben. Und dass sie nicht die Musikalischsten sind, das wissen wir wohl alle. Worin liegt also die Begründung für ihren umwerfenden Erfolg ganz besonders in den Staaten, aber auch hier bei uns in Deutschland? Ein Konzert des amerikanischen Trios, das wir kürzlich miterlebten, gab uns die Antwort. Don Brewer, Mel Schacher und vor allem Mark Farner verstehen es, auf unerklärliche Weise, die Leute in ihren Bann zu ziehen. Ihre Show ist mehr sensationell, denn originell. Wenn Mark Farner über die Bühne jagt und seine Gitarre traktiert, wird man so mitgerissen, dass man vergisst, dass er das nicht einmal sehr gekonnt tut. Selbst wenn die Lautstärke so übersteuert ist, dass man sich die Ohren zuhalten muss, ist man begeistert. Denn Grand Funk haben eine magische Anziehungskraft, der sich keiner entziehen kann. Sie fesseln die Leute und können sich selbst nicht erklären, warum. Tatsache ist, dass alle 43 Plätze im „Madison Garden“, New York, wo auch ihre „Live“ Doppel-LP entstand, in 8 Stunden ausverkauft wurden. Alle 55.000 Plätze im „Shea Stadium“, ebenfalls New York, wurden innerhalb von 2 Tagen verkauft. Die Beatles brauchten dazu seinerzeit 17 Tage. Tatsachen, die für sich sprechen. Mark Farner, Sänger und Leadgitarrist, ist zweifellos der Mann, auf den sich die meisten Blicke konzentrieren. Nachts um halb zwei haben wir mit ihm ein Interview gemacht. Wir sprachen über seine Fans, über den grossen Erfolg und über das Drogenproblem. Hier könnt Ihr lesen, was seine Meinung zu diesen und anderen Fragen ist.

Was empfindest du, wenn du auf der Bühne stehst und die enthusiastische Reaktion des Publikum beobachten kannst?

Es ist ein Empfinden, das ich nicht in Worten ausdrücken kann. Es ist etwa so wie früher, da beschäftigte ich mich mit Modellbau und wenn mir etwas gelungen war, dann war ich unheimlich glücklich und spürte eine innere Zufriedenheit. So ähnlich geht es mir heute, wenn ich sehe, dass wir die Fans begeistern. Aber, wie gesagt, dieses Gefühl ist so enorm, dass mir die Worte fehlen, es zu beschreiben.

Man sagt, dass ihr heute in den Staaten eine ähnliche Popularität geniesst, wie die Beatles in ihren besten Zeiten. Ihr habt eine grosse Anhängerschar. Wie stehst du zu deinen Fans?

Well, es ist natürlich ein merkwürdiges Gefühl, plötzlich so populär zu sein. Man kann auf einmal nicht mehr die Strasse entlang gehen, ohne erkannt zu werden. Aber ich habe da schon einen Ausweg gefunden: Ich binde meine Haare zum Pferdeschwanz und setze eine Sonnnenbrüle auf, dadurch erkennen mich die meisten Leute nicht. Fans, die nur um ein Autogramm bitten, stören mich nicht, sie tun niemandem weh. Ich mag meine Fans, denn was wäre ich ohne sie? Natürlich ist es manchmal lästig, dauernd umlagert zu werden. Früher zum Beispiel kamen sie oft noch nachts um 1 Uhr zu meiner Wohnung. Oft sass ich dann gerade vor dem Fernseher und hatte wirklich keine Lust, hinauszugehen und Autogramme zu geben. Aber auch dieses Problem hab ich erfolgreich gelöst. Ich bin umgezogen, und wo ich heute wohne, erreicht mich kein Fan. Das Gelände ist abgegrenzt und wer hinein will, muss sich über eine Sprechanlage anmelden. Nur für Bekannte, die ich empfangen will, öffnet sich das Tor.

Wo wohnst du jetzt?

Im Staate Michigan, in einem Ort, der so klein ist, dass er nicht einmal auf der Landkarte vermerkt ist. Dazu gehört eine Farm und ein romantisch gelegener See. Ich baue dort mein eigenes Gemüse an und habe jetzt auch selbst Bäume gepflanzt. Ich weiss, dass der Waldbestand der ganzen Welt zu 75% zerstört worden, ist und zwar zugunsten von Zivilisation und Technik. Da ich ein grosser Naturliebhaber bin, habe ich mich einer Organisation angeschlossen, die gegen diese Vernichtung der Naturschönheiten ankämpft. Ausserdem bin ich ein grosser Tierfreund, ich habe fünf Pferde und einen Rund. Die Pferde entstammen meiner eigenen Zucht.

Was ist deiner Meinung nach der grösste Vorteil, den ihr als erfolgreiche Gruppe habt?

Unsere Popularität versetzt uns in eine gewisse Machtsposition, die ich persönlich als sehr positiv bewerte. Sie gibt uns die Möglichkeit, die Leute auf bestimmte Dinge hinzuweisen und sie werden das, was wir sagen, eher akzeptieren, als wenn wir völlig unbekannt wären. Damit meine ich, dass wir sie über das, was auf der Welt vor sich geht, informieren wollen. Über die Misstände unserer Gesellschaft etc.

Denkst du dabei auch an das Problem der Drogen, gegen die ihr euch bei euren Konzerten immer wieder aussprecht?

Ja, das Ist ein gutes Beispiel. Wir sind gegen „hard drugs“, weil wir wissen, dass sie Geist und Körper zerstören. Wir halten es für Wahnsinn, dass die jungen Leute heutzutage gewaltsam ihre Gesundheit, die doch schliesslich das Wertvollste für Jeden Menschen ist, ruinieren. Deshalb wollen wir wenigstens versuchen, die Kids auf die Gefährlichkeit dieser Drogen hinzuweisen.

Welche Platte hältst du für eure beste?

Musikalisch gesehen das zweite Album „Grand Funk“. Was den Text und die „Message“ betrifft, finde ich. dass die letzte LP „Survival“ die stärkste Aussagekraft hat.

Es ist bekannt, das ihr sehr pressefeindlich seid. Ist das lediglich Publicity oder kannst Du diese Abneigung der Presse gegenüber begründen?

Mit Publicity hat das überhaupt nichts zu tun. Ausserdem sind wir nicht allgemein pressefeindlich, sondern nur was die amerikanische Presse betrifft. Wahrend unseres Europa-Aufenthaltes konnten wir einen krassen Unterschied zwischen der europäischen und amerikanischen Presse feststellen. In den Staaten Ist es leider so, dass die Presse nur negativ über uns berichtet. Sie haben an allem, was wir tun, etwas auszusetzen und tun ihr Möglichstes, uns immer und überall schlechtzumachen. Daraus ergibt sich, dass wir diesen Leuten natürlich nicht allzu freundlich gesonnen sind. Allerdings stört uns das alles nur in sehr geringem Masse, denn solange die Fans dadurch nicht beeinflusst werden, kann uns das nicht berühren. Bis Jetzt ist es der Presse nicht gelungen, die Zahl unserer Anhänger zu beeinträchtigen, im Gegenteil: Wir spielen heute in Amerika nie vor weniger als 15.000 Menschen, meistens sind es jedoch 30 bis 40.000.

Hast du auch einen Unterschied zwischen dem amerikanischen und europäischen Publikum bemerkt?

Ja, sicher, der ergibt sich schon durch die verschiedene Mentalität. In den Staaten sind unsere Auftritte immer reinstes Chaos. Die Leute spielen total verrückt, sie versuchen auf jede mögliche Art und Weise das Podium zu erklimmen, so dass immer starke Vorsichtsmassnahmen getroffen werden müssen. In Europa war das nicht notwendig, die Leute sind im Gegensatz zu den Amerikanern viel ruhiger, sie stehen zwar auf und klatschen mit, aber mehr auch nicht.

Leider ist uns auf der gegenüberliegenden Seite ein Fehler unterlaufen. Der Sänger von Grand Funk heisst natürlich nicht „Mike“, sondern MARK FARNER.