Fußball ist unser Leben, aber Tiere sind viel interessanter
Warum es in dieser Kolumne nie um Fußball gehe, wurde ich gefragt. Fußball erfreut sich bekanntlich einiger Beliebtheit. Ich möchte aber lieber über Bären auf Plattencovern schreiben. 2003 war das Jahr der Bären auf Plattencovern. Das fängt bei My Morning Jacket an mit ihrem Lametta-Grizzly auf it still moves. Das geht weiter mit South San Gabriels traurigem Bären auf welcome convalescence. Der Clou: South San Gabriel waren als Support von My Morning Jacket auf Tour! Kann man nach dem“.The“-Boom also von einem neuen internationalen Bärenfreunde-Movement sprechen? Verfrüht, möchte man meinen wären da nicht auch noch Olli Schulz & der Hund Marie, auf deren Smasher brichst du MIR DAS HERZ, DANN BRECH‘ ICH DIR DIE BEINE ein Kragenbär sitzt lim Booklet ist übrigens ein Erdferkel zu sehen: vgl. dazu Seite 57 in diesem Heft; es wird immer seltsamer). Das kann altes kein Zufall mehr sein. Ich sprach meine Beobachtung auf einem, äh, Arbeilsessen an und der Kolleae von der Nachbarredaktion meinte „apropos“ , [obwohl genau genommen kein Propos ergangen war], man müsse mal drauf achten: Es komme zum Beispiel in deutschen Filmen aus den 50er und 60er Jahren „extrem oft“vor, dass Leute von Bahnhöfen abgeholt werden müssen, die „Sir Henry“ heißen und sich dann rausstellt, dass das Schimpansen sind. Ich gestand ihm gefühlte 0.4 Prozent der deutschen Filme aus den 50er und 60er Jahren zu (in Wirklichkeit sind es natürlich viel weniger). Aber klar, was er meint: den Komödien-Archetyp des lustigen Schimpansen, der das Leben von Familien auf den Kopf stellt. Wir hassen, da waren wir uns schnell einig, die lustigen Schimpansen, die das Leben von Familien auf den Kopf stellen. Etabliert wurde der lustige Schimpanse, der sich heute durch die sensationell unkomische Serie „Unser Charlie“ ulkt, 1953 mit dem Film „So ein Affentheater“. Auszug aus einer Inhaltsangabe: „Nach einer turbulenten Affenjagd ist es der Schimpanse, der die boldige Hochzeit des Chemikers mit der Kosmetikerin ermöglicht.“ Ein Schimpanse, der vom Bahnhof abgeholt werden muss, taucht erst 1970 in „Die Lümmel von der ersten Bank V – Wir hau’n die Pauker in die Pfanne“ auf. Er heifit nicht Sir Henry. Gut, sie können ja nichts dafür, wenn fehlgeleitete Menschen ihnen Trachtenjacken anziehen. Aber was müssen sie sich auch so in den Vordergrund drängen, die Affen? „Kuck mal, wir sind so unverbildet und spontan, genau wie Kinder.“ Idioten, echt.
Lesen Sie im nächsten Heft: Augen auf Plattencovern – die Zukunft? Und: Wird das noch was mit der Muppet Show? Menno.