Für den Soundtrack zu seinem neuen Film griff Clint Eastwood selbst zum Mikro


Ihr neuer Film („Midnight In The Garden Of Good And Evil“) handelt von einem Mord, der in Johnny Mercers Familiensitz in Savannah/Ceorgia passiert ist. Für den ganzen Film haben Sie Stücke von Johnny Mercer (Komponist von Songs wie „Blues In The Night“ und „Summer Wind“- Anm. d. Red.) verwendet. War es diese Mercer-Perspektive, die das Drehbuch für Sie interessant machte?

Sicherlich war das ein Aspekt, weil ich schon immer ein Fan von Johnny Mercer war, aber es war nicht der Hauptgrund. Ich hatte das Skript vor dem Buch gelesen. Die Johnny Mercer-Verbindung wurde in dem Entwurf, zumindest in seiner ersten Version, nicht so deutlich angesprochen. Als ich später das Buch las, begann ich, mich für das Projekt zu interessieren. Ich habe die Arbeit von Mercer sowohl als Komponist wie auch als Schallplattenkünstler seit meiner Kindheit bewundert.

Hören Sie sich denn die alte Mercer-Nummer „Accentuate The Positive“, die Sie selbst für den Soundtrack gesungen haben, gern auf Platte an?

Ich weiß noch nicht einmal, ob ich überhaupt ein Exemplar davon zu Hause habe. Meine eigenen Sachen höre ich äußerst selten, dafür aber ziemlich viel K.D. Lang und Musik von anderen.

Ist das Anhören eines selbstgesungenen Songs damit vergleichbar, sich auf der Leinwand zu sehen?

Es war nicht meine Idee, einen Song aufzunehmen. Als der Vorschlag aufkam, sagte ich: „Für den Film können wir das ohnehin nicht verwenden. Aber wenn ihr wollt, versuche ich es trotzdem.“ Meine letzte Aufnahme war ein Gastauftritt auf „Randy Travis And His Friends“, wo Randy zusammen mit ein paar Leuten Musik macht, die er kannte oder mochte.

Wieviele Platten haben Sie insgesamt aufgenommen?

Nun ja, da gibt es verschiedene. „Bridges Of Madison County“, „Eastwood After Hours“, und jetzt gibt’s eben diesen Mercer-Soundtrack. Also eine ganze Reihe.

Sie haben einmal gesagt, daß Westemfilme und Jazz zwei wichtige amerikanische Kunstformen seien. Für dieses Album nun haben sie mit verschiedenen Country-Sängern zusammengearbeitet, mit K.D. Lang zum Beispiel und mit Aliton Krauss. War das ein Versuch, eine Brücke zwischen den beiden Genres schlagen?

Vielen Leuten gefiel die Idee, zeitgenössische Künstler Johnny-Mercer-Stücke, also gewissermaßen klassische Songs, singen zu lassen und Musiker von heute mit Sängern aus Mercers Ära zu kombinieren, zum Beispiel mit Rosemary Clooney, Joe Williams oder Tony Bennett. Wenn man diese Leute mit K.D. Lang, Alison Krauss oder Paula Cole zusammenbringt, klingt das Ergebnis ganz anders. Es klingt interessant, weil die Jüngeren eine völlig anderen Art von Musik machen. Es erstaunt mich immer wieder, wie gut manche von ihnen mit den alten Melodien zurechtkommen.

Können Sie Ihre liebe zum Jazz erklären?

Keine Ahnung, woher ich das habe. Ich bin wohl damit aufgewachsen. Als ich elf war, brachte meine Mutter einen Stapel Platten von Fats Waller mit nach Hause. Waller war gerade gestorben, und sie sagte: „Eines Tages wird es vielleicht schwierig, an diese Platten heranzukommen.“ Ich versuchte, ein paar von den Stücken auf dem Klavier nachzuspielen. Und so begann ich, mich für Jazz zu interessieren und hörte mir nach und nach verschiedene Gruppen an.

Haben Sie je daran gedacht, die Schau- spielerei für eine Jazzkarriere aufzugeben?

Als Kind vielleicht, aber seither nicht mehr. Ich habe eine elf Monate alte Tochter. Derzeit beschränkt sich mein Repertoire also hauptsächlich auf Wiegenlieder.