Die 50 besten Platten des Jahres 2017
Wir haben abgestimmt und die einzig wahre Liste erstellt: Das sind die 50 Favoriten der ME-Redaktion und somit die besten Alben des Jahres 2017. Ha!
>>> Der Musikexpress 1/2018 mit großem Jahresrückblick 2017 <<<
>>> Der große Jahresrückblick 2017 auf musikexpress.de <<<
Und damit Vorhang auf für unsere 50 besten Alben des Jahres 2017! Eine Liste, die beweist: Von den Fleet Foxes über Father John Misty, zu Four Tet bis hin zu The xx gab es 2017 ziemlich viel Gutes, neben all dem Unberechenbaren. Viel Spaß damit!
Platz 50: Fleet Foxes – CRACK-UP
Nonesuch/Warner (VÖ: 16.6.)
Mit ihrem komplexen, windschiefen Indie-Folk wurden Fleet Foxes vor zehn Jahren völlig zu Unrecht dem Folk-Bart-Revival zugeordnet. Dass die Band um Robin Pecknard anders ist als viele Vertreter des Genres, das nicht mehr weggehen will, zeigt ihr drittes Album CRACK-UP. Es hat starke Ausschläge in eine nicht überambitionierte Form des Prog Rock mit Tempowechseln, Harmoniegesängen, Experimentierfreude. Folk und Prog waren Ende der 60er-/Anfang der 70er-Jahre gute Freunde, daran erinnert CRACK-UP. Albert Koch
Platz 49: Loyle Carner – YESTERDAY’S GONE
Caroline/Universal (VÖ: 20.1.)
Als 1994 geborener Rapper hat man seinen Kopf high up in the cloud zu haben. Man lässt sich die Hi-Hats ins Unendliche hoch- und die Rhymes durch den Auto-Tune-Wolf drehen. Oder man ist Loyle Carner, wie sich Ben Coyle-Larner auf seine Leseschwäche anspielend nennt, und macht entspannten, dennoch Hook-lastigen HipHop mit starken Soulsamples und starkem Hang zum Jazz, als stünde der Jahrtausendwechsel noch an. Der Weg vom Kleindarsteller im Schrottbuster „10.000 BC“ hat sich gelohnt: eine Nominierung für den Mercury-Prize krönte Carners Jahr. Stephan Rehm Rozanes
Platz 48: Daphni – JOLI MAI
Jiaolong/Alive (VÖ: 20.10.)
Wie sehr DJing und Produktion in der elektronischen Musik zusammenhängen können, zeigt Dan Snaith aka Caribou aka Daphni mit seinem zweiten Album JOLI MAI. Was als DJ-Mix mit eigenen Tracks (FABRICLIVE 93) begonnen hat, wurde zu einem ausformulierten Album mit den ungekürzten Tracks. Daphni gibt zwölf Beispiele seiner roughen House Music, die zwischen Melodik und Weirdness pendelt. Die Tracks mit Samples aus Soul, Funk und afrikanischer Musik haben ausgefranste Ecken und scharfe Kanten, sind aber immer von einer unwiderstehlichen Funkyness. Albert Koch
Platz 47: Declan McKenna – WHAT DO YOU THINK ABOUT THE CAR?
Columbia/Sony (VÖ: 21.7.)
Der Sänger aus dem britischen Hertfordshire schreibt all seine Songs und spielt in der Regel auch alle für seinen vielschichtigen, protestgeladenen Indie-Pop benötigten Instrumente selbst ein. Kritiker vergleichen ihn mit Alex Turner und David Bowie. Mit seiner sogar in den USA und Japan gecharteten ersten Single „Brazil“ legte er sich gleich mal mit dem Weltfußballverband FIFA an. Er spielte auf den größten Festivals der Welt wie Glastonbury und Coachella. Schwergewicht James Ford produzierte sein Debütalbum. Declan McKenna ist 18 Jahre alt. Aua und Wow. Stephan Rehm Rozanes
Platz 46: Alt–J – RELAXER
Infectious/PIAS Coop/Rough Trade (VÖ: 2.6.)
Relaxer, don’t do it? Nach den Titelgeschichten und dem ersten Platz in den UK-Charts anlässlich ihres zweiten Albums zog sich der Nachfolger RELAXER – kein Pendant zu Depeche Modes EXCITER – schnell aus den Hitlisten und der kollektiven Wahrnehmung zurück. THIS IS ALL YOURS war gestern, jetzt hieß es: This was all yours. So schnell der Aufstieg, so schnell kam auch der Backlash. Man amüsierte sich lieber über – durchaus gekonnte – Parodien der Band auf YouTube als ihrer Entwicklung hin zu tatsächlich berührendem, meditativem Electro-Soul zu folgen. Stephan Rehm Rozanes
Platz 45: Peter Perrett – HOW THE WEST WAS WON
Domino/GoodToGo (VÖ: 30.6.)
Die wüstesten Zeilen kommen 2018 aus dem Seniorenstift: Peter Perrett, früher bei den Only Ones, haut uns im ersten Song seiner ersten Platte nach 20 Jahren drogeninduzierter Funkstille seine Attentatsfantasien (Sprengstoffgürtel! Wall Street! Rothschild-Party!) um die Ohren. Das folgende „An Epic Song“ ist das Gegenteil: ein Liebesbekenntnis an die Frau, mit der er seit 49 Jahren zusammen ist. Verbunden werden diese Pole von schimmerndem Vintage-Rock und Perretts Stimme, der man so gerne zuhört wie früher. Ein Alterswerk im besten Sinne des Wortes. Jochen Overbeck
Platz 44: Spoon – HOT THOUGHTS
Matador/Beggars/Indigo (VÖ: 17.3.)
Huch, Spoon mit Elektro-Update? Verlässlich liefern sie seit 1996 ab – umso erstaunlicher ist ihre nunmehr neunte Platte, mit der die Texaner noch einen drauf setzen. Etwas verdrehte Rocksongs in Ohrwurm-Indie, die ein klein wenig Pop sind – aber nur so viel, dass der gemeine Spoon-Fan nicht vergrault wird. Für alle Experimental-Liebhaber gibt es mit dem Closer „Us“ sogar ein jazziges Instrumentalstück. Da wird die Lead-Single zum Mantra: „Hot thoughts melting my mind“. Bei so einem Album zum Dahinschmelzen sicherlich. Sabine Winkler
Platz 43: Noga Erez – OFF THE RADAR
City Slang/Universal (VÖ: 2.6.)
Hören wir da etwa eine junge M.I.A.? Das Debüt der 27-jährigen Israelin Noga Erez kommt mit so viel brachialer Textgewalt daher, dass man nicht anders kann, als diese Brücke zu schlagen. Just another Agitprop-Künstlerin? Na ja, fast. Auch wenn Erez kein Blatt vor den Mund nimmt – sie thematisiert staatliche Überwachung, manipulative Medien, sexuelle Übergriffe –, es ist der Sound, der alles so aufregend macht. „Dance While You Shoot“ ist disruptiver Elektro-HipHop, „Hit U“ Chillmusik. Quasi ein musikalisches Abbild ihres zwiegespaltenen Heimatlandes. Sabine Winkler
Platz 42: Lea Porcelain – HYMNS TO THE NIGHT
Lea Porcelain/Kobalt/Rough Trade (VÖ: 16.6.)
Düster, melancholisch und euphorisch klingen diese Hymnen an die Nacht. Jeder einzelne Song trieft vor Schwermut und hat doch etwas Versöhnliches. Unweigerlich fühlt man sich an Joy Divison erinnert – kein Wunder bei einem Lied namens „Warsaw Street“. Hätte der frühromantische Schriftsteller und Philosoph Novalis gewusst, dass sein Gedichtzyklus im 21. Jahrhundert zu diesem sphärisch-pulsierenden Postpunk-Debüt des Frankfurter Duos aus Julien Bracht und Markus Nikolaus führt, er hätte noch eine siebte Hymne zu den sechs vorhandenen geschrieben – nur für Lea Porcelain. Sabine Winkler
Platz 41: Faber – SEI EIN FABER IM WIND
Vertigo/Universal (VÖ: 7.7.)
Ein Trinker. Ein Raucher. Ein Macker. Faber entspricht jenem Klischee des Rockstars, das seit mindestens einer Dekade als aus erzählt gilt. Auch seine Musik berichtet eher von einem Gestern als von einem Heute oder gar einem Morgen – und trotzdem ist SEI EIN FABER IM WIND ein hervorragendes Album, das mit seinem leicht windschiefen, gerne Richtung Balkan schielenden und stets hervorragend getexteten Akustik-Rock Erinnerungen an die räudigeren Momente von Element Of Crime, aber auch den Chanson-Rock eines Stephan Eicher hervorruft. Jochen Overbeck
Platz 40: Chelsea Wolfe – HISS SPUN
Sargent House/Cargo (VÖ: 22.9.)
So heavy wie auf ihrem fünften Album klang die Kalifornierin noch nie. Ihr ultradynamischer Goth-Doom-Metal hat von den frühen Black Sabbath gelernt. Für die Heavyness ist vor allem Gitarrist Troy Van Leeuwen (Queens Of The Stone Age) zuständig. Es gibt fast unhörbare elektronische Beigaben und dekonstruierte Field Recordings. Chelsea Wolfe verhandelt auf HISS SPUN existenzialistische Fragen, die ja immer eine politische Dimension haben, weil sie auf Gedeih und Verderb mit dem Schicksal der heruntergekommenen Welt verbunden sind. Albert Koch
>>> weiter geht’s zu den Plätzen 39 bis 30 auf der nächsten Seite