Die 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 34 bis 30
Eine Reise durch Female-Pop gestern und heute. Hier geht's zu den Rängen 34 bis 30.
Musik kennt erst mal kein Geschlecht: Die angeschlagene Saite, die getretene Fußtrommel oder der Loop in der Audio-Software – alles komplett genderneutral. Schöner Gedanke, oder?
Doch über Ton und Beat hinaus spielt das aufgeladene Thema sehr wohl eine Rolle. Musik ist, wenn sie die Instrumente verlassen hat, immer auch Kontext. Musik bildet Realitäten ab und nimmt genauso auch Einfluss auf sie.
Dass Pop und Gesellschaft über die Dekaden diverser geworden sind, braucht man heute nieman- dem zu erzählen. Wer sich aber bei all der Bewegung hingegen gern mal im Bart kratzt und lieber noch mal umdreht, ist der traditionsbewusste Popkulturkanon. Unzählige Listen werden immer noch angeführt von Dylan und den Beatles – Radiohead gelten hier noch als junge Herausforderer. Auch dieser Blick mag für manchen einen Reiz besitzen, doch wenn es mal wieder auf das Argument rausläuft, es gäbe ja so wenig einflussreiche Musikerinnen, dann dimmen sich die Lichter.
Wir widmen uns im aktuellen MUSIKEXRESS daher all den einflussreichen Frauen im Musikbetrieb. So selbstverständlich das alles sein möge, so wertvoll sind doch die Impulse, die uns weibliche Acts zusätzlich zu ihren Hits noch obendrauf gegeben haben. Nur weiter so, we’ve only just begun.
Hier ein fünfzehnter Teaser der Liste der 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 34 bis 30:
- Hier geht’s zu Platz 100 bis 98
- Platz 97 bis 95
- Platz 94 bis 90
- Platz 89 bis 85
- Platz 84 bis 80
- Platz 79 bis 75
- Platz 74 bis 70
- Platz 69 bis 65
- Platz 64 bis 60
- Platz 59 bis 55
- Platz 54 bis 50
- Platz 49 bis 45
- Platz 44 bis 40
- Platz 39 bis 35
Platz 34: Amy Winehouse
Obwohl Amy Winehouse zu Lebzeiten gerade mal zwei Alben veröffentlichte, hat sie sich wie keine andere Künstlerin der 2000er-Jahre in die Musikgeschichte Großbritanniens eingeschrieben. Mit ihrer unverwechselbaren Kontra-Altstimme, der Beehive-Frisur, dem starken Eyelinerschwung und ihrem ikonischen Kleidungsstil prägte sie den Londoner Zeitgeist. So tragisch ihr Leben und der frühe Tod im Sommer 2011 waren, die von der britischen Boulevardpresse schamlos ausgeschlachtet wurden, so sehr bewegen uns ihre Songs über 20 Jahre nach ihrer Veröffentlichung.
Ohne sie würden viele Künstlerinnen wohl weniger offen und verletzlich texten. Winehouses Songs zeichnen sich durch ihre Zeitlosigkeit und enorme Vulnerabilität aus sowie intime Sujets wie toxische Beziehungen und Substanzmissbrauch.
(Louisa Zimmer)
Platz 33: Alanis Morissette
Alanis Morissette brach mit ihrem Überhit „Ironic“ aus dem Erfolgsalbum JAGGED LITTLE PILL über die Jugendzimmer in den 90ern herein wie ein Sturm. Ihr Stil? Wild! Lederhose, lange, braune Locken und eine unnachahmliche, laute Rockstimme. Keine sang so herzzerreißend schonungslos über den Schmerz des Ersetzt-Werdens wie sie in „You Oughta Know“ und rappte so ironisch über die Unzulänglichkeiten ihres Lovers in „Sympathetic Character“. Unvergessen bleibt auch ihre umjubelte, moderne Gastrolle als „Gott“ im Kultmovie „Dogma“.
Ohne sie hätte auch Taylor Hawkins’ Karriere später begonnen, denn sie heuerte den damals noch unbekannten Drummer für ihre Liveband an, bevor er bei den Foo Fighters reüssierte.
(Désirée Pezzetta)
Platz 32: Tina Turner
Die seltsam spät im Pop-Mainstream angekommene Selbstverständlichkeit, dass Frauen auch ohne einen Mann an ihrer Seite einen Wert besitzen, symbolisiert niemand so triumphal, aber auch schmerzhaft wie Tina Turner. Nicht nur gelang es ihr, ein zweites Karriereleben zu beginnen ohne ihren Ausbeuter und Peiniger, sondern war nach einer Durststrecke damit dermaßen erfolgreich, dass es das erste überstrahlte – und heute kaum noch jemand weiß, wer Ike Turner war. Vorbild war die erste Frau und erste Schwarze Künstler:in auf dem Cover des „Rolling Stone“ in beiden Leben: zuerst Queen of Rock’n’Roll, später Königin des Soul-Pop.
Ohne sie wäre der Welt die Kategorie „Rock-Röhre“ womöglich erspart geblieben.
(Thomas Winkler)
Platz 31: Siouxsie Sioux
Während viele Londoner Punks 1976 noch nicht wussten, welches Styling sich aus ihrer Attitüde ergibt, betrat Siouxsie Sioux die Clubs bereits mit ihrem Trademark-Look: schwarz, Leder, Mieder, roter Lippenstift. Als Musikerin zeigte sie am Punkrock kein Interesse, schon die Debüt-LP THE SCREAM brachte das „Jigsaw Feeling“ der Goth-Bewegung auf den Punkt. In den 80ern veröffentlichten Siouxsie & The Banshees eine fabelhafte Serie an Großwerken. Als Songwriterin verbindet sie Dunkelheit und Licht, als Sängerin ist sie bis heute die Blaupause für 99 Prozent aller Neo-Postpunk-Bands.
Ohne sie besäße Goth keine Königin.
(André Bosse)
Platz 30: Billie Eilish
Billie Eilish ist der herausragende Popstar des Jahrzehntwechsels. Mit ihren experimentellen Sounds, die wie vertonte ASMR-ähnliche Sequenzen klingen, und den düsteren Texten bereichert sie die Popwelt um einen neue Art Authentizität. Ihre offene Kommunikation über mentale Gesundheit bricht mit Tabus und vertritt eine Generation, die sich nicht weiter stereotypisieren lassen will. Die 22-Jährige lebt es vor und ermutigt junge Menschen zu einem Leben jenseits vorgeschriebener Rollenbilder.
Ohne sie hätten es existenzielle Themen und düstere experimentelle Sounds nicht in den Mainstream-Pop geschafft.
(Christin Rodrigues)
+++ Unser aktuelles Heft ist seit dem 09. Februar im Handel. Darin gibt es die komplette Lister der 100 wichtigsten Frauen im Pop. Hier teilen wir immer wieder Ausschnitte des Rankings. +++