ME Liste

Das sind die 100 besten Live-Alben aller Zeiten


Die 100 besten Live-Alben in der ultimativen ME-Liste – diese Platten sind für die Ewigkeit.

70. Siouxsie & The Banshees – NOCTURNE

Siouxsie war die Göttin, die Banshees waren ihre Boten. Die Platte beginnt mit Pauken und Trompeten: Stravinskys „The Rite Of Spring“, darunter durfte es nicht sein. „Israel“ hält locker die Dramatik aufrecht. Robert Smith spielt hier die Gitarre, es ist der Peak der britischen Goth-Szene. – André Boße

Der Moment: das Bass-Gitarre-Doppel von „Happy House“, das The Weeknd mit „House Of Balloons“ für den Pop verewigt hat.

69. Robert Wyatt – THEATRE ROYAL DRURY LANE 8TH SEPTEMBER 1974

Ein Jahr nach seinem Fenstersturz kündigt Ex-Soft-Machinist Wyatt dieses Konzert auf einem Poster an, das auch die anderen Musiker in Rollstühlen zeigt. Die 12-köpfige Band dreht die Songs von ROCK BOTTOM ins Surreale, oft auf der Kippe zur Ekstase. Wyatt singt wie eine Wahwah-Gitarre. – Frank Sawatzki

Der Moment: in „Little Red Riding Hood Hit The Road“ verlöten sie Jazz und Punk, bevor Punk zur Haltung wird.

68. AC/DC – AC/DC LIVE

In 100 Jahren werden Musik-Historiker vielleicht über der Frage brüten, was zuerst kam: Stadionkonzerte oder „Thunderstruck“. Seine ganze Wirkung entfaltet der Song aber erst in der Arena. Weil das auch für das restliche Werk der Australier gilt, spart LIVE den Kauf vieler Studioplatten. – Reiner Reitsamer

Der Moment: als Brian Johnson den Fans in Belfast „Sin City“ mit den Worten „We’ve got a song for you, Dublin“ ankündigt.

67. Nina Simone – BLACK GOLD

BLACK GOLD, aufgezeichnet mit Ensemble am 25. Oktober 1969 in der New Yorker Philharmonic Hall, überblendet in semi-akustischer epischer Überlänge Soul, Folk, Gospel und Jazz. Nina Simone entfaltete ihre unnachahmliche Magie von entspannter Ruhe bis zum leidenschaftlichen Sturm. – Mike Köhler

Der Moment: Nina Simones hauseigene Gospel-Hit-Hymne „To Be Young, Gifted And Black“ kontrastiert mit Sandy Dennys zeitlupenhaftem „Who Knows Where The Time Goes?“.

66. Deep Purple – MADE IN JAPAN

Let’s go space truckin’: Die englischen Dauerläufer, virtuos und kraftvoll, standen damals noch in jugendlichem Saft und zauberten aus Hardrock, ein wenig Blues und sphärischer Psychedelic eines der meistverkauften Live-Alben aller Zeiten. Durfte einst in keiner Rock-Sammlung fehlen. – Uwe Schleifenbaum

Der Moment: Ja, was denn nun? Vor „The Mule“ verlangt Ian Gillan ein stärkeres Signal auf seiner Monitor-Box: „Yeah, can I have everything louder than everything else?“

65. Uncivilized – GARDEN

Nach einer halsbrecherischen Live-Vertonung von „Twin Peaks“-Songs sammelte das Ensemble von Tom Csatari diese 27 Tracks für das Album GARDEN, aufgenommen im Kulturzentrum Pioneer Works in Brooklyn. Dronige, schön ausleiernde Kleinsinfonien in Folk und Jazz, die sonst so keiner hinkriegt, mit Jaimie Branch als kongenialer Gast-Trompeterin. – Frank Sawatzki

Der Moment: Joni Mitchells „Woodstock“ als wohlpräparierter Weltraumschlamm.

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64. The Roots – THE ROOTS COME ALIVE

Dass sich diese grandiose Band mit der Rolle als Late-Night-Sidekick zufriedengibt, ist eine Verschwendung. Wie gut sie auf der Bühne funktionieren, wenn sie nicht nur für den Tusch zuständig sind, zeigt diese direkt nach ihrem Durchbruch-Album THINGS FALL APART in Zürich und New York aufgenommene Compilation. – Christopher Hunold

Der Moment: ?uestlove, der das Publikum beim Hit „You Got Me“ immer wieder zum Ausrasten bringt.

63. Can – CAN LIVE MUSIC (LIVE 1971-1977)

Zu Beginn von „Jynx“ ist da erst einmal nur ein hexenküchenhaftes Zerren, Fauchen und Brodeln. Dann stellt Jaki Liebezeit den ersten Rhythmus in den Raum – und plötzlich geht hier dermaßen der Avantgarde-Funk ab, dass man sich schon fragen kann, wie man damals wohl aus einem Can-Gig herauskam. Erweckt? Erlöst? Beides? – Martin Pfnür

Der Moment: als sich das „Colchester Finale“ in der University of Essex nach 37 Minuten im Noise-Orkan auflöst – und die Briten brav klatschen.

62. Queen – LIVE AT WEMBLEY ’86

Was nach Ausschlachtung von Freddie Mercurys Tod sechs Monate vor Erscheinen dieses Doppelalbums roch, war ein ehrenvoller Move: Das frustrierend editierte LIVE MAGIC von 1986 sollte nicht das ultimative Dokument zur letzten Tour Queens sein. Die nach Live Aid wiedererstarkte Band zeigt hier eine Spielfreude, wie man sie nur selten bei saturierten Rockdinos erlebt. – Stephan Rehm Rozanes

Der Moment: Mercurys Ansage: „We’re gonna stay together until we fucking will die, I’m sure of it.“

61. Harmonia – LIVE 1974

Sensationell, welche zukunftsweisenden Klänge Michael Rother, Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius aus E-Gitarre, Keyboards und rudimentärem Rhythmusgerät destillierten: Kantiger, rein instrumentaler Elektro-Kraut, live aufgenommen in der Penny Station in Grießem, Landkreis Hameln-Pyrmont. Ein wahres Fest für heutige Spurensucher und Retro-Futuristen. – Uwe Schleifenbaum

Der Moment: wenn einen der Beat von „Veteranissimo“ langsam aber sicher in Trance versetzt.