Darwin Deez
DIY-Folkpop aus NYC. Ein schräger Vogel bittet zum Tanz.
„Top-40-Musik kann ja so toll sein. Kennst du Taylor Swift? Pures Gold“, schwärmt Darwin Deez (Vorname: bürgerlich, Nachname: ausgedacht), der nächste aus der Reihe New Yorker Antifolk-Künstler, der nach Jahren auf Brettern der Bohème-Bühnen den Weg nach oben antritt.Wenn wohl auch nicht bis in die von ihm so geschätzten Top 40. Mit dem Massenappeal Adam Greens kann der Sohn zweier Meher-Baba-Anhänger (der indische Guru, der die Lebensweisheit „Don’t worry, be happy“ erfand) nicht dienen. Dafür ist sein Debüt DARWIN DEEZ mit seinen schrulligen Weirdpop-Songs und abgefahrenen Soundeffekten an den unmöglichsten Stellen dann doch etwas zu spinnert. Den 26-jährigen Deez kümmert das nicht: „Ich hinterfrage meine Entscheidung, professionell Musik zu machen, immer wieder. Manchmal fühle ich mich richtiggehend zu Hause, wenn ich auftrete oder Interviews gebe. Als ich früher, mit 13 Jahren, unseren Hund Gassi führte, habe ich mich währenddessen immer selbst interviewt, mir Fragen zu meiner erfundenen Musikkarriere gestellt und diese dann beantwortet. Irgendwie ist mein heutiges Leben also schon ein wahr gewordener Traum. Dann gibt es aber auch Momente, in denen ich aufgeben möchte.“
Das sind dann aber ganz bestimmt nicht die Momente, in denen er und seine dreiköpfige Band ihr Konzert spontan unterbrechen, um beispielsweise zu Michael Jacksons „Speed Demon“ und „Automatic“ der Pointer Sisters albernste Synchrontänze aufzuführen. Deez: „Ich tanze die ganze Zeit. Auch allein in meiner Wohnung. Ich habe das allerdings nie gelernt“. Das versteht sich von selbst, betrachtet man Deez‘ aktuellen YouTube-Hit „The Spring Dance“, eine Detlef Soost Magen-Darm-Grippe bereitende Choreografie zu „In The Name Of Love“ der Thompson Twins. Die Lacherernte fällt allerdings nicht nur der Moves wegen ergiebig aus. Da wären noch Deez‘ offen zur Schau gestellte Neigung zu Übergrößen-Pullis und sein wirrer, von einer hohen Stirn heimgesuchter und mehr schlecht als recht von einem Hippie-Kopftuch alltagstauglich gemachter Wuschelafro. Siehe Ben Goldwasser von MGMT.
Was hält er denn eigentlich von den Hitspezialisten aus der Nachbarschaft? „Man kennt sich aus der New Yorker Szene. Wir gönnen ihnen natürlich den Erfolg. Und wo kein Neid, da auch kein Trittbrettfahren. Sogar das Kopftuch habe ich mir von jemand anderem abgeschaut!“
6/2008 Die Creaky Boards, eine Band, in der Deez teilweise Gitarre spielt, behaupten, Coldplay hätten ihr „Viva La Vida“ von dem erstaunlich ähnlichen Creaky-Boards-Song „The Songs I Didn’t Write“ abgekupfert.
11/2009 Deez‘ erste US-Tour. Mit dabei: Bishop Allen und Throw Me The Statue.
5/2010 Sein Debütalbum DARWIN DEEZ erscheint.
Albumkritik S. 90
www.darwindeez.com