Comus: Eine Folk-Rock-Gruppe macht von sich reden


COMUS gehört zu der zweiten Generation von Folk-Interpreten. Sie lassen sich nicht vergleichen mit „Pentangle, Fairport oder Incredible String Band“, dafür sind sie zu eigenständig, und ausserdem hinken solche Versuche fast immer. Die Musik von COMUS hat ihren Ursprung in dem weitgefächerten Repertoire der irisch-schottischen Folklore. Der schottische ,Highländer‘ kommt ebenso zur Geltung wie die alten irischen Weisen, welche schon seit Jahrhunderten Bestand haben. Doch sie übernehmen nicht alles, sondern suchen sich das heraus, was für ihre Zwecke geeignet erscheint. Roger Wotton, akustische Gitarre, hat einmal versucht, es folgendermassen zu definieren: „Wir nehmen sämtliche Einflüsse auf, um den Punkt zu überbrücken, der uns irgendwann immer stillstehen lässt“. Trotz, oder gerade wegen ihres umfangreichen, klassischen Instumentariums, Violinen und Violas gehören ebenso wie Oboe und Flöte dazu, sind sie immer bestrebt, einen direkten Zeitbezug herzustellen. Diese Verbindung wird durch Bass, Eund Slide-Gitarre fast immer minutiös geschaffen. Deshalb ist es gar nicht so verwunderlich, wenn man beim Anhören dieser Scheibe sehr schnell einen Bezug zu den Instrumenten verliert. Es existiert dann keine klassische Violine oder Oboe mehr, sondern nur noch der Klang derselben, die als akustische Lautmalerei einen weiten Hintergrund ausfüllen. „Unser Bestreben war von vorneherein, Musik so zu gestalten, dass den Ideen aller ein gleiches Recht eingeräumt wurde. Zu Anfang war das natürlich sehr schwierig, weil man erst sein eigenes Ego unterdrücken muss. Doch mittlerweile ist es soweit gelungen, dass jeder gleichberechtigt an dieser Entwicklung und Entstehung beteiligt ist. Auf unserer ersten LP ist diese Harmonie, die untereinander herrscht, musikalisch spürbar gemacht worden. Deshalb kommen wir zwangsläufig an den Punkt, der individuelle Musik auch als Gemeinschaftsmusik zulässt. Wir sind froh, das erreicht zu haben, denn es hat uns allen eine grössere Befriedigung verschafft.“ Der das sagt, ist Colin Pearson, der schon recht früh in den Widerspruch von Gefühl und perfektem Ausdruck durch sein Instrument gekommen ist. Für ihn, den 23-jährigen, ist die Violine eine nicht wegzudenkende Klangfarbe, wenn man Folkinspirierte Musik macht. Nach seiner klassischen Ausbildung versuchte er mit mehr oder weniger Erfolg, seine eigenen Vorstellungen von Musik zu realisieren. Aber erst bei COMUS gelang es ihm, seine Ideen an den Mann zu bringen. Und. die anderen, Bobbie Wattson mit ihrer introvertierten Stimme, Andy Hellaby, Bass, Glen Goring, Gitarre, und schliesslich Lindsay Cooper, Piano, Flöte, Oboe, sind ihm deshalb nicht böse. Die Gruppe, die ihren Namen durch ein Theaterstück von John Milton bekommen hat, arbeitet ganz ohne Schlagzeug. „Es passt nicht zu unserer Musik, ein hämmerndes oder stampfendes Schlagzeug, dafür spielen alle bei uns Percussion: Tablas, Congas, Bongos, Tom Tom und ähnliche Schlaginstrumente. Vielleicht nehmen wir mal später einen richtigen Drummer auf, aber dass es auch ohne geht, beweist doch unsere LP“. COMUS ist im Augenblick noch ziemlich unbekannt in Deutschland, doch ich glaube, sie haben das Zeug dazu, wenn sie erst einmal gehört worden sind, auch Dich zu begeistern.