Brennzeichen D
Anfang der 80er gab es ihn schon mal — Andre Rademacher alias Maxim Rad. Damals wurde er hochtrabend als .deutscher Lou Reed* gehandelt — eine Schublade, aus der er und sein CBS-Album »Times Ain’t That Bad“ nie wieder auftauchten. Desillusioniert verkroch sich der Hamburger nach London und schrieb die Karriere erst einmal ab. Der Zufall wollte es, daß ein Mitbewohner seines Hauses Neil Conti hieß, später Drummer von Prefab Sprout. Gemeinsam arbeitete man an Demos, ohne sich unter den Zugzwang zu stellen, damit gleich den großen Plattendeal anpeilen zu müssen. Durch Vermittlung von Jeremy Days-Manager Alexander von Oswald landeten die Demos bei Allen Toussaint — jenem Allen Toussaint, der mit den Meters (aus denen die Neville Brothers hervorgingen) den New Orleans-Sound geprägt hatte. Das gemeinsame Resultat, „Old* betitelt und mit einjähriger Verzögerung bei Phonogrom erschienen, ist eine musikalische Pilgerfahrt von Muscle Shools über Memphis nach New Orleans, trotz aller US-Referenzen aber zusammengehalten von der Handschrift eines Mannes, der bei seinem zweiten Anlouf nicht wieder in der Schublade verschwinden sollte.
¿ ,Mit Möhre im Arsch gespielt‘, urteilt Gitarrist Harry Alfter über die letzten beiden Alben seiner Gruppe Brings. Für „Hex’n’Sex“, die neue LP, sei ihnen der Pfropfen aber gezogen worden. Joey Baiin, der neue Produzent, höbe Tacheles geredet und sie bis zum Exzess proben lassen — erst dann durften sie ins Studio. Die ersten beiden Anläufe waren von BAP-Gitarrist »Major* betreut worden. Der aber hatte mit dem Slang der kölschen Gossenjungs nichts am Hut; über seinen Manager ließ er ihnen ausrichten, sie mögen sich gefälligst eines besseren Tones befleißigen. „Joey Baiin hat die gleich» Scheiße gefressen wie wir“, findet Frontmann Peter Brings. Seine Kapelle mag ein wüstes Rocker-Image haben, ihre Musik schwelgt freilich eher in Mainstream-Gefilden. „Unser Image rührt daher, daß wir gradheraus reden‘, meint Peter. „Wenn jemand ein Arschloch ist, dann sage ich das auch.“ Das kann ins Auge gehen, wie im Folie von Peter Moffay. Den hatte der kölsche Sunny-Proll stundenlang gereizt und ihm Pseudo-Rockertum vorgehalten, bis Karate-Meister Maffay ihm ein paar aufs Maul haute, .fr ist klein, aber sehr schneit, obwohl wir beide betrunken waren. Peter ist ein fairer Mensch. Er half mir wieder auf, nachdem er mir einen Stuhl ins Kreuz geschmissen hat. Mein Bild von ihm hat sich um 180 Grad gewandelt.“