Berlinale-Sieger „On Body and Soul“ löst Notarzteinsatz im Kino aus
Beim Publikums-Tag der Berlinale kam es zu einem unerwarteten Zwischenfall: Als der Siegerfilm gezeigt wird, verloren mehrere Personen im Kino das Bewusstsein.
Die junge Mária leidet unter Zwängen, führt viele Handlungen betont ruhig und penibel aus. Jetzt öffnet sie die Küchenschublade und nimmt einen Fleischklopfer heraus und schlägt eine Scheibe ein. Sie steigt in die Badewanne, macht das Radio an, eine Scherbe liegt griffbereit. Mária schneidet sich die Pulsschlagader auf, das Wasser färbt sich rot. Die Spannung im Kinosaal ist greifbar, doch dann kommen Rufe:
„Halt!“
„Film anhalten!“
„Wir brauchen einen Arzt!“
„Stop the Show!“
Im abgedunkelten Saal gehen Smartphone-Lichter an, in den ersten Reihen bildet sich eine Menschentraube. Etwas muss passiert sein – irgendwann stoppt der Film, das Licht geht an, im Friedrichstadtpalast in Berlin wird auf der einen Seite geholfen, auf der anderen getuschelt und rücksichtslos fotografiert.
Es läuft „On Body and Soul“, der am Vorabend den Goldenen Bären der Internationalen Filmfestspiele gewonnen hat. Die ungarische Regisseurin Ildikó Enyedi zeigt Liebende in einem Budapester Schlachthaus. Mária und Endre haben im Betrieb wenig miteinander zu tun, doch sobald sie einschlafen, träumen sie einen gemeinsamen Traum. Als Hirsch und Hirschkuh durchsuchen sie Nacht für Nacht einen eingeschneiten Wald nach Essbarem. Die geteilte Traumromanze bahnt sich zunehmend den Weg in die Realität.20 Minuten Unterbrechung
Und dennoch sieht es lange Zeit nicht nach einem Happy End aus. Und die Härte, mit der „On Body and Soul“ die Verzweiflung seiner Hauptdarstellerin darstellt, hat einige Zuschauer wohl überrascht und aus der Bahn geworfen. Ein Mann, der laut Informationen der Berliner Morgenpost um die 30 Jahre alt sein soll, wurde von Notärzten auf einer Trage aus dem Saal gebracht.
Als ein Mitarbeiter des Friedrichstadtpalast dann auf der Bühne erklärt, die Vorstellung würde gleich weitergehen, kommt abermals ein Zwischenruf: „Hier ist noch einer!“ Insgesamt mussten gleich vier Personen vor Ort behandelt werden. Die Unterbrechung des Films dauerte circa 20 Minuten, dann kam die Entwarnung für die Patienten. Die Kreisläufe hätten sich stabilisiert, die letzten Minuten des Films konnten nun gezeigt werden.
[facebooklikebox titletext=’Folgt uns auf Facebook!‘]