Berlinale-Halbzeit: Die Zusammenfassug mit „Helle Nächte“ und „Berlin Sydrome“
Ein Urlaubsflirt wird zum Psychoterror. Und Thomas Arslans Wettbewerbsfilm „Helle Nächte“ zur Geduldsprobe.
Am Dienstag konnten die Organisatoren der Berlinale erfreuliche Zahlen verkünden: Bis zur Mitte des Festivals wurden 250.000 Tickets verkauft. Für viele Wettbewerbsfilme beginnt nun der Run auf die letzten Tickets, vor allem am Publikumstag wird es für Filmfans langsam knapp.
me.Movies war in den vergangenen Tagen in den vielen Berlinale-Kinos unterwegs und stellt Euch ausgewählte Filme vom Festival in Form von Kurzkritiken vor:
Gesehen:
„Berlin Syndrome“
Cate Shortland erzählt die Geschichte einer jungen Australierin, die in Berlin das Abenteuer sucht und Andi findet. Andi ist ein Psychopath, der die junge Frau verführt und in seine Wohnung einsperrt. Der perfekte Film für die Zielgruppe „Australier in Berlin“, die mittlerweile ja nicht mehr besonders klein ist.
Leider leidet „Berlin Syndrome“ an einem Mangel an allem. Überraschende Momente gibt es nicht, da der Psychoterror durch ungeschicktes Spiel stets vorhersehbar ist. Authentizität fehlt leider auch, was besonders in einem Film mit einem Stadtnamen im Titel der Genickbruch sein kann.
Zwar sind die Schauplätze toll gescoutet, die Hauptfiguren laufen sich aber so gewollt und wenig nachvollziehbar über den Weg, dass Shortland diesen holprigen Anfang im Verlauf des Films nicht mehr abschütteln kann. Der Film hat zwar einen schön abgenutzten Look, ist aber schlampig umgesetzt und nicht zu Ende gedacht. Hat dann also doch noch viel mit Berlin gemein.
„Helle Nächte“
Regisseur Thomas Arslan war bereits 2013 mit „Gold“ bei der Berlinale, jetzt läuft sein Vater-Sohn-Drama im Wettbewerb um die Bären. Und dort hat es leider nichts zu suchen. Weil es leider keine Informationen zu ergänzen gibt, hier die Handlung aus dem offiziellen Berlinale-Programm:
Mit seiner Freundin lebt der aus Österreich stammende Bauingenieur Michael in Berlin. Schon seit Jahren hat er kaum Kontakt zu seinem 14-jährigen Sohn Luis. Als Michaels Vater stirbt, reisen die beiden dennoch gemeinsam zum Begräbnis in die Einsamkeit des nördlichen Norwegens. Im abgelegenen Haus des Verstorbenen beginnt Michael, dessen persönliche Gegenstände zu verpacken – wortlos beobachtet von seinem Sohn. Zwei einander fremde Menschen, gefangen in einer intimen Situation. Nach der Trauerfeier überrascht Michael Luis mit dem Vorschlag, noch ein paar Tage in der Region zu verbringen.
Arslans Geschichte ist unverschämt normal, verweigert jede Chance, Alltag mit Fiktion anzureichern. Das kann manchmal gut sein, in Fall von „Helle Nächte“ wird man allerdings nicht das Gefühl los, dass während der langen Gesprächspausen gleich jemand von ZDF auf ARD umschalten wird. Ins Kino wird die Geschichte maximal von der Kameraarbeit Reinhold Vorschneiders gehoben.
Nicht gesehen:
„Beuys“
Die Dokumentation über den Künstler Joseph Beuys läuft ebenfalls im Berlinale-Wettbewerb und ist laut Gemurmel auf den Gängen der Kinos äußerst sehenswert, vor allem für Liebhaber.
Aufgeschnappter Satz des Tages:
„Kinderdarsteller sind der Kuss des Todes für jeden Film“ – ein Gast nach „Helle Nächte“