Keane & The Soundtrack Of Our Lives München


Eine dieser zwei Bands war dröger als die andere. Nun raten Sie mal ? Falsch geraten. Schwer senkt sich die Hand auf die Schulter des Reporters und verweilt mit wohlmeinendem Nachdruck. „Echte Männer geh ’n jetzt“, raunt Frank B., selten um einen trockenen Spruch verlegenes Member of Turbojugend München, verbindlich. Grient. Grüßt. Und geht. Ein Mann mit Prinzipien, der aus der Problematik dieses Abends messerscharf Konsequenzen zieht: Viel gemeinsame Fanschaft dürften die kultisch verehrten Rocker The Soundtrack Of Our Lives und die radiofreundlichen Passionspopper Keane nicht haben. Und so kam es wohl, dass sich beim gerade zu Ende gegangenen Set der Schweden die von ihren kultischen Verehrern so gerühmte Magie nicht so recht einstellen wollte. Zuviel Indifferenz im Publikum, das zur Mehrheit auf Pianoballaden wartet, da wird’s dem Funken schwer gemacht überzuspringen. Oder liegt es doch an TSOOL selbst, die’s einfach nicht so bringen? Auf die Gefahr hin, sich der Ketzerei schuldig zu machen: Für nicht in den TSOOL-Kult Eingesalbte,gleichwie Wohlmeinende wie den Reporter hier, bleibt es nämlich nach nunmehr drei TSOOL-Konzerten rätselhaft, was denn nun so außergewöhnlich grandios sein soll an dieser Bigband, ihrem schlampigen-schlammigen Sound und über weite Strecken ereignisfreien Songs. Der heldensagenumwobene Kaftan-Mann Ebbot Lundberg mag ein knuffiger Rundum-Svmpath sein (wie die kultischen Verehrer versichern, und man glaubt es ja gern), hat aber heute weder nennenswerte Präsenz verströmt noch stimmlich viel geboten (zumindest eins von beiden darf man doch wohl verlangen von einem Frontmann). Und Gitarrist Tore Mattias Bärjed konnte einem mit seinem offenhemdigen Schwanzrock-Gepose sogar ganz ordentlich auf den Sack gehen.

Keane haben’s leichter: Die Nicht-Enthusiasten (a.k.a. Die Echten Männer, auch weibliche) sagen Servus, die Fan-Konzentration im Saal steigt an. Da brandet mithin profundes Kreischen auf, wenn Sänger Tom Chaplin, der sich zur notdürftigen Kaschierung seiner Milchgesichtigkeit die Haare hat wachsen lassen, mit furchtlos gefühjigen Fran-Healy-ca.-1999-Ansagen die Hits ankündigt. Wenn man den unzulässigen Vergleich denn bemühen möchte: Gegenüber TSOOL hat diese Band-abgesehen davon, dass Chaplin nach Flachatmer Lundberg wie ein gleißender Heldentenor wirkt – ein schlagkräftiges Arsenal an Songs anzubieten. Um den zulässigen Vergleich zu bemühen: An die majestätische Grandezza von Coldplay reichen Keane nur in ihren allerstrahlendsten Momenten heran, zwischendurch wird auch viel Quark gereicht. Bei „Bend And Break“ und „Everybody „s Changing“ allerdings funkelt es schwer, und die alle Dämme brechende Hymne „Somewhere Only We Know“ ist dann nicht nur der Höhepunkt des Abends, sondern vielleicht der ganzen Konzert woche. Da ist man dann -nix für ungut. Frank-froh, dass man vielleicht nur ein halbechter Mann ist.