Modey Lemon


Jack White empfiehlt: LoFi-Bluesrock der dreckigsten, Lautesten und kompromisslosesten Art.

Die White Stripes sind sehr reduziert, während wir uns im Exzess versuchen „, erklärte Paul Quattrone, einer der unglaublichsten Drummer unserer Zeit, als es noch nötig war, sich von Detroits berühmtem Duo abzugrenzen. Erst seit sich Paul und der Gitarrist, Sänger und Moog-Meister Phil Boyd entschlossen, ihren Soundtechniker Jason Kirker als drittes Mitglied aufzunehmen, haben die Vergleiche mit den White Stripes – die Modey Lemon bereits Komplimente gemacht haben – aufgehört. „Als Paul und ich 1999 angefangen haben, gab es den Hype um die Zwei-Leute-Bands noch gar nicht“, meint der hagere Phil im dunklen Backstage-Bereich eines Berliner Clubs. „Wir kannten damals nur die alten Blues-Musiker, die mit Gitarre und Schlagzeug aufgetreten sind. Das wollten wir auf unsere Art auch versuchen „So blues-beeinflusst der phänomenal druckvolle, haarsträubend kratzbürstige Tiefgaragen-Rock der Band aus Pittsburgh auch sein mag- Modey Lemon sind doch einen großen Schritt weiter als ihre Vorbilder aus den 40er- und 5oer-Jahren gegangen: Ihr Deutschland-Debüt THUNDER & LIGHTNING donnert, bebt und speit Lava wie ein Vulkan am jüngsten Tag. Und vor allem live sind Modey Lemon ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht. Elektrisiert von QuattTones fast beckenlosem Schlagzeuggewitter, das einst als „anti-kapitalistisch “ genug eingestuft wurde, um der sonst unpolitischen Band einen Vertrag mit dem semi-radikalen Label der Band Anti-Flag einzubringen, stürmen die Drei durch kurzweilige Songs, die herrlich achtlos hingerotzt wirken, sich bei genauerer Betrachtung jedoch als gekonnt arrangierte, vielschichtige Kompositionen mit Verweisen auf Led Zeppelin, Motörhead, AtThe Drive-ln und The Doors entpuppen. Die erste Bewährungsprobe beim vorerst einzigen Deutschlandkonzert bestanden sie bravourös: Mit so beeindruckender Wucht entlud sich die Energie der Musiker, die sich auf der Bühne derart verausgaben, dass sich Phil vor Auftritten mit einem Sprungseil aufwärmt und sich Paul nach der Zugabe bisweilen übergeben muss, dass sich die Spannung im Publikum nach einem überraschenden Songende in kollektivem, verblüfftem Lachen löste. Mag sein, dass die Studienfreunde Paul und Phil 2000 aus purem Spaß an der Freude begonnen hatten, vor einem Obststand in Pittsburgh mit Blues-Improvisationen und B.B. King-Parodien die Nachtschwärmer zu unterhalten – inzwischen stehen sie an der Schwelle zu einer internationalen Karriere.