HdlQGrn rGStlVdl Rees-Haldern am Niederrhein
In einem idyllischen Winkel zwischen Rhein und holländischer Grenze, zwischen Maisfeldern und Gestüten, geht seit 20 Jahren eines der feinsten hiesigen Festivals über die Bühne. Und diesmal stand es unter einem besonders guten Stern, nämlich der Sonne. Bei Temperaturen um 40 Grad drängte es das Publikum in den Schatten wie sonst nur bei Dauerregen an einen trockenen Platz. Mit künstlichem Sprühregen und riesigen Ventilatoren aber schafften die Veranstalter Abhilfe. Wie überhaupt die Veranstaltung einer schlauen ökonomischen Reduktion aufs Wesentliche ihr Renomme verdankt. Höchstens 5.000 Leute, kein Kasperletheater, keine Ork-Ordner, eine einzige Bühne – das ist das ganze Geheimnis und Garant für eine unvergleichlich entspannte Stimmung. Unter der Sonne allerdings litten auch die Musiker, am ersten Tag vor allem aufstrebende Skandinavier, was sich bisweilen in der Darbietung niederschlug. Kashmir, die“.dänischen Coldplay„, und The Raveonettes. die“.dänischen White Stripes„, entschuldigten sich angesichts der obwaltenden Bullenhitze fortwährend für ihre mangelnde Dynamik. Dass es auch anders geht, bewiesen die herrlich unterhaltsamen Norweger Kaizers Orchestra, die mit folkloristisch gefärbtem Ska-Pop eine mitreißende Verkaufsshow in eigener Sache boten – eine Festival-Band vor dem Herrn. Was sich mit Fug auch von den Cardigans sagen lässt, die unter Kronleuchtern ihre inzwischen recht zahlreichen Hits spielten. Wobei Nina Persson, recht steif mit Halstuch und kniehohen Stiefeln, weniger Glamour versprühte, als man sich gewünscht hätte. Wieviel Routine verträgt ein Star? Conor Oberst jedenfalls von den gesegneten Bright Eyes könnte das Wort wohl nicht einmal buchstabieren. Seine genialen kammermusikalischen Kompositionen ließen an Intensität und Eruption keine Wünsche offen, obschon ihn der direkt aus der Flasche genossene Rotwein bisweilen torkeln ließ. Während druckvolle Stücke wie „The City Has Sex“ ihre Wirkung nicht verfehlten, verhallten leisere Passagen leider in der Schwüle des Nachmittags. Als Höhepunkt entpuppte sich der Auftritt von Patti Smith nebst Band. Mag sein, dass auf einem Open Air nicht unbedingt Gedichte von Hesse und Blake vorgelesen werden müssen. Mag sein, dass wir nicht unbedingt mit engagierten Vorträgen auf das Elend der Welt aufmerksam gemacht werden müssen. Was die Großmutter des Punk allerdings musikalisch vom Stapel ließ, war von metallischer Schärfe und biblischer Wucht. So erfuhr das verblüffte Publikum nicht nur, wo sich Metallica-Frontmann James Hetfield seine Gesangsmanierismen abgeschaut hat, sondern auch, dass eine 57-jährige Großmutter druckvoller und ausdauernder zu rocken versteht als manche angeblich so zornige Jungs-Kapelle. So sollte das garstige“.Fuck Vbu.'“, mit dem sie einen nervenden Zwischenrufer zum Schweigen brachte, der einzige Missklang auf einem Festival sein, das wohl nicht nur wegen des viel, viel, viel zu guten Wetters in die Geschichte eingehen wird, abno frank >>>www.haldernpop.de