Casper

Lang Lebe Der Tod

Columbia/Sony

Superstardom oder künstlerische Integrität? Casper kann sich zwischen Kajal-Pop und Conscious Rap nicht recht entscheiden.

Zwischen den beiden Vorboten von Caspers viertem Studioalbum lag eine Zeitspanne von gut einem Jahr. Während der bereits 2016 erschienene Titelsong in erster Linie verwunderte – ob der Gästeliste (Blixa Bargeld!), ob des Soundkorsetts (Post-Industrial-Maschinendröhnen) –, ließ der zweite Teaser, „Sirenen“, aufgrund seiner allzu offensichtlichen Zitate (Die Goldenen Zitronen und Dizzee Rascal seien exemplarisch genannt) erste Zweifel aufkommen: Ist Casper gesättigt? Quälen einem Mann wie ihn – Mitte 30, frisch verheiratet, in die Peripherie Berlins entflohen –, der seine kühnsten Klangfantasien aus Bielefelder Zeiten verwirklicht und sein tiefstes Innerstes nach außen gekehrt hat, überhaupt noch die Ängste und Sorgen, die gute Musik erst entstehen lassen?

Casper umging diese Frage, indem er versuchte, erstmals die Rolle eines unbeteiligten Beobachters einzunehmen. Dies gelingt ihm auf LANG LEBE DER TOD mal weniger („Sirenen“) und mal außerordentlich gut, etwa in der Verschwörungstheoretiker-Studie „Morgellon“.

Im ersten Interview zur Platte, sagte Casper, nach hinten raus werde das Album „hyperpersönlich“. Es verwundert nicht, dass er nicht von der emotionalen Nabelschau lassen kann, auf die sein Erfolg maßgeblich ruht. Dies führt zwar dazu, dass das Album als Werk äußerst heterogen wirkt, jedoch auch mit „Deborah“ und „Meine Kündigung“ zwei Stücke zu bieten hat, die in ihrer zerbrechlichen Intensität an die XOXO-Großwerke „Kontrolle/Schlaf“ und „Michael X“ erinnern.

LANG LEBE DER TOD stellt den ersten, wichtigen Schritt in einem neuen Karriereabschnitt Caspers dar, dennoch hinterlässt das Werk insbesondere einen Eindruck: den eines Transitalbums.