James Brown
Das Lone Star Cafe heißt nicht umsonst „the bestHonky Tonk in Town“. Doch in dieser Freitagnacht läßt sich kein einziger Stetson in der Menschenschlange vor dem Club ausmachen. James Brown, „the Godfather of Soul“, ist heute für die enge Bühne angekündigt, auf der sonst Country-Größen und wackere Texaner die Slideguitars weinen lassen.
Nach einem ohrenbetäubenden Set einer New Jersey Metal-Blues Band betreten sie die Bühne – würdige schwarze Herren in weinroten Fräcken. Stilgerecht reiten die Bläser die ersten 20 Minuten auf dem Einleitungs-Riff ab. Und schon nach wenigen Takten kann niemand mehr im Raum seinen Unterleib stillhalten.
„James Brown! -James Brown!“ -der bandeigene, zahnlückige Ansager feuert das Publikum zum altbekannten Ritual an. Breit grinsend drängt sich der Herbeigebrüllte durch die Menschenmenge ans Mikrofon. Eingeschnürt in einen dunkelblauen Las Vegas-Anzug läßt der kleine Mann mit der monströsen Stimme Legenden-Gedanken keine Chance. Von der ersten Minute an prügelt er der Menge den Soul zwischen die Lenden, drei gnadenlose Stunden lang ohne Pause!
Live gibt sich James Brown erfrischend kompromißlos. Er macht keinerlei Zugeständnisse an Zeitströmungen oder modische Effekte, wie auf seinen letzten Platten. Seine Gitarristen schrubben nach wie vor die minimalistischen Riffs durch, die Bläser stechen hart und akzentuiert, die uralt-Hammondorgel blubbert schwer und die beiden Drummer lassen die Snares metallisch krachen. Die 12 Musiker sind zusammengeschweißt, als wären sie ein einziger.
Da macht es dann nichts, daß die Soli etwas brav ausfallen; ein Wink des Meisters genügt – und die gesamte Band stößt knatternde Stakkato-Schläge aus. Kein Hit wird ausgelassen – und als nach zwei Stunden der Final-Groove angesetzt wird, sind Band und Publikum schweißnaß.
Doch die Party geht unaufhaltsam weiter. Für nochmal eine Stunde vibrieren die Texas-Flaggen und Stierköpfe an den Wänden im Takt. Wie kann man so viel Spaß in einen Abend packen?!