Working Week


Working Week steht auch live zum Jazz: mit Blasertrio, Improvisationsfreudigkeit und dem vielzitierten Spruch “ Wie kann man wiederbeleben, was nie tot war?“. Nur das Streicher-Arrangement bleibt den Studioversionen vorbehalten (abgesehen von der barocken Einstimmungsmusik vom Band, die spontanen Beifall erntete).

Saunastimmung in der proppevoilen Halle. Mit einem gediegenen Posaunen-Solo demonstriert Richard Edwards schon bei der instrumentalen Coverversion eines Songs von Tania Maria, daß hier und heute nicht sonnenbebrillte Coolness Trumpf ist, sondern kraftvolles Drauflosspielen im wohlkalkulierten Rahmen.

Latin-Rhythmen und Salsa-Figuren (letztere eine Spezialität des Pianisten Kim Burton) werden abgelöst vom Gitarren-Intro à la „Shaft“, mit dem Simon Booth Soul-Atmosphäre schafft für Julie Roberts. Die steigt gleich mit dem „Inner City Blues“ ein. Trotz einiger Sound-Unebenheiten kocht der Laden. Julie singt sich die Seele aus dem stattlichen Leib, und Percussion-Spezi Bosco setzt das Tüpfelchen Authentizität auf die tanzbare Afro-Kubanik.

Swing bleibt weitgehend außen vor, und so fallen gewisse Phrasierungs-Schwächen des Saxophonisten Larry Stabbins nicht weiter ins Gewicht. Ekstatische Free-Exkurse entschädigen für manch getröteten Balladen-Chorus. Larry und Ex-Punk Simon sind vor allem versierte Arrangeure; nicht nur das pompös erweiterte Samba-Finale für „Venceremos“ beweist es. Auch „Happy Inspirations“, als Zugabe aufgespart, spielt mit unterschiedlichen Stimmungen, zeigt Sängerin Julie mal von der lyrischen, mal von der ruppigen Seite.

Das Publikum hat nach knapp eineinhalb Stunden beileibe nicht genug – und wird (der Himmel weiß, warum) mit einer Zweitversion von „Sweet Nothing“ abgespeist. Wenn schon Wiederholung, dann doch bitte ein mittlerweile wohleingespielter „Inner City Blues“. Aber nix für ungut: Working Week macht Jazzfans glücklich – und alle, die es werden sollen, und deshalb auch Vorbilder wie Mike Westbrook oder (in Sachen Salsa-Jazz) Eddie Palmieri hoffentlich nicht länger links liegen lassen.