Douglas Dare

Aforger

Erased Tapes/Indigo

Bittersweet-Pop: Auf seinem zweiten Album kommt der britische Songwriter und Pianist deutlich variabler, zerfranster und dunkler daher.

Geht man vom Artwork seiner Alben aus, scheint das Maritime für Douglas Dare von großer Bedeutung zu sein. Während man ihn auf dem Cover seines Debüts WHELM noch auf das umwölkte Meer hinaus blicken sieht, gestaltet sich der Anblick auf AFORGER jedoch weniger romantisch. Den knabenhaften Oberkörper entblößt, blickt der Künstler einem da frontal entgegen, aus dem Mund hängt ihm eine gewaltige Fischflosse. Im Hinblick auf die Musik ist das durchaus bezeichnend: Dare will raus aus der Netter-Junge-am-Klavier-Nummer. Natürlich ist da noch immer diese bittersüße Note, dieser hinreißende Gesang, der auch schon WHELM prägte. Und doch zeigt sich bereits an der Instrumentierung des Openers „Doublethink“ – ein Stück, inspiriert von George Orwells düsterer Utopie 1984 –, dass hier etwas anders ist.

Grazil arpeggierende Gitarren und rumpelnde Drums fügen sich da mit Dares subtilem Spiel am Piano zu etwas zusammen, das man ohne Scheu als perfekten Song bezeichnen darf. Was folgt, ist ein Album, das ungleich variabler, zerfranster in den Melodiebögen, voluminöser im Sound, dunkler im Klangbild ertönt als WHELM. Man hört Post-Dubsteppiges („Greenhouse“), pechschwarz dräuende Balladen („Oh Father“), gewaltigen Piano-Pomp („New York“), nervös mäandernde Synthie-Exzesse zu zischelnden Hi-Hats („Binary“) und ein Bläserensemble, das sich auch sehr gut auf einer Trauerfeier machen würde („Stranger“). Keine Frage, die Mission schwieriges zweites Album ist Douglas Dare bestens geglückt.