Vinyl-Freak: Fatboy Slim kauft Billigplatten in Second-Hand-Läden – wegen der Afrofrisuren


Du bist schon sehr lange im Geschäft – immer noch Lampenfieber? Oder gab’s das in heftiger Form nur zu Zeiten der Housemartins?

Als DJ habe ich nie Lampenfieber. Denn als DJ weiß ich, wie es läuft. Platten kann ich buchstäblich im Schlaf auflegen, was ich übrigens schon gemacht habe. Als Gitarrist aber habe ich jedem Solo entgegengezittert, obwohl es jedesmal das gleiche war. Ich war nicht gut.

Auch als DJ werden sich die Dinge für dich doch inzwischen etwas geändert haben.

Ja, am Anfang ging es darum, die Stimmung der Leute auf den Partys zu eruieren und entsprechend aufzulegen. Heute wissen die Leute, was sie erwartet. Deswegen fühle ich mich auch sicherer. Es sei denn, es passiert etwas völlig Unvorhergesehenes. Wie zum Beispiel im „Roseland“ in New York. Eine Riesenhalle, Rockkonzert-Publikum. Ich fange an, und die Nadeln fangen wie wild an zu springen, weil die Leute ununterbrochen hüpfen. Meine Hände haben gezittert ohne Ende. Wir mußten den Set unterbrechen und eine Absperrung vor die Bühne bauen. Die Leute haben getobt.

Mal ehrlich, steckt hinter der Figur „Fatboy Slim“ ein Konzept, oder bist du eines Tages aufgewacht und wußtest: Ich bin Fatboy?

Es war Zufall. Eines Tages kam Damien Harris und sagte: „Wir ziehen ein neues Label auf. Es heißt ‚Skint 1 , und wir brauchen Musik. So was wie TripHop, aber schneller. Die Energie von House, aber mit Rap drin.“ Ich bastelte „Santa Cruz zusammen. Die Plattenleute fanden’s okay und brachten die Single raus. Ich war damals noch bei Freak Power und hatte gerade dieses Pizzaman-Ding gestartet. Die Single war nur als Gefallen für einen Freund gedacht. Aber pötzlich redeten alle von Fatboy, dem durchgeknallten DJ.

Egal ob nun Housemartins, Beats International, Pizzaman oder Fatboy Slim. Du hast nie versucht, so richtig cool zu sein.

Stimmt. Und das Kuriose daran ist, daß all das dann doch plötzlich cool war. Alle sagten im nachhinein: Dieses Big Beat-Ding, das hat man ja wohl kommen sehen. Ouatsch! Ich nicht!

Gibt es für dich Tabus, was Samples angeht?

Nichts von James Brown verwenden. Nichts Offensichtliches. Nichts, was schon ein Hit war.

Demnach macht’s dir also immer noch Spaß, in verschiedenen Second Hand-Plattenläden nach seltenen Perlen zu suchen?

Ich besuche Börsen und kaufe ganze Kisten voller Billig-Platten. Dabei richte ich mich vor allem nach den Frisuren auf den Plattenhüllen. Weisse Jungs im Afro-Look sind ideal. Zudem hat mir meine Ex-Freundin lange Zeit jeweils zehn schräge Alben mitgebracht. Meine Aufgabe war es,daraus einen Song zu basteln.

Dank Fatboy Slim ist Brighton zum touristischen Ausflugsziel geworden.

Das liegt wohl eher am Plattenlabel Skint. Schon zur Zeit von Beats International haben wir „Made in Brighton“ aufs Cover geschrieben. Nur damals hat’s nie was genützt.