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Operator
Last Gang Records/Membran
Das Electrorock-Duo aus Toronto zeigt auch im dritten Anlauf, wie wenig es doch seine Lust auf Vehemenz verloren hat.
Jesse F. Keeler und Al-P haben sich 2005 zusammengetan, ein Jahr später das erste Album The Looks veröffentlicht und vier weitere darauf das zweite Werk Fist Of God. Danach herrschte lange Ruhe an der Veröffentlichungsfront. Nun beenden sie den Waffenstillstand, setzen sich wieder die Sturmhelme auf und beginnen sie einen neuen Angriff. Dabei sehen sie sich mehr als Ausführer denn als Macher. Sie haben die alten Drum-Maschinen und modulare Synthesizer hervorgeholt und sich bei der Bedienung wie operator verhalten, wie der Titel des Albums schon sagt.
Das hört sich im ersten Moment nicht übermäßig inspiriert an, aber einen Mangel an Energie kann man ihnen schon in „Wrong Glass Sir“ nicht vorwerfen. Hier findet ein klares Bekenntnis zum Sound des Jahres 2007 statt. Es ist Electrorock mit starkem Techno-Untergrund. Zur Beruhigung wagen sie in „Runaway“ einen melodischen Zwischenspurt, den sie in „Little Red Hen“ aber schon wieder verwerfen. Der Track enthält eine Einladung zum massiven Ausrasten, unterstützt von massiven Filter- und Störgeräuschattacken der anderen Art. „Party Line“ ist auch nicht gerade abschreckend, ganz allein schon deshalb, weil der notorisch cholerische Ian Svenonius von Nation Of Ulysses mitmacht. In „Death In The Gulf Stream“ verdeutlicht ein sich geradezu hineinbohrendes Loop die Nähe zum Tod. Es hört sich düster, pumpend, bedrohlich und verdammt gut produziert an.
Schließlich darf auch „Go On Without Me“ nicht unterschlagen werden. Es ist ein wutschnaubender Industrial-Aufstand, zum Schluss noch mal ein echter Gasgeber, der sehr entschlossen vorgetragen wird und einer der echten Gewinner auf diesem Werk ist. Keeler und Al-P können es fraglos noch, keine Frage. Die Fähigkeit, dass sie irgendwann ein Album machen, an dem keiner mehr vorbeikommt, ist weiterhin groß. Dann kann es nur heißen: Alle Männer und Frauen in Deckung!