Die Leute, die den Laden schmeissen


'MUSIK EXPRESS trieb sich hinter den Musikladen-Kulissen rum und angelte sich die beiden Sprecher Uschi Nerke und Manfred Sexauer für zwei Interviews. Regisseur Mike Leckebusch war, als die Interviews neulich kurze vor einer Live-Sendung gemacht wurden, reichlich dem Stress ausgeliefert. Ein Gespräch mit ihm werden wir bei Gelegenheit mal nachholen. Lassen wir Mike also diesmal genau wie in seinen Sendungen ein wenig im Hintergrund und schau'n wir uns doch mal an, was für Sprüche Uschi und Manfred drauf haben. Schliesslich kennt man sie ja vom Bildschirm her als die Leute, die den (Musik)Laden schmeissen.

ME: Uschi, wie denkst Du eigentlich darüber, dass seinerzeit mit dem Beat-Club plötzlich Schluss gemacht wurde?

Uschi: Das ist eine ganz normale, logische Sache gewesen. Dass sich eine Sendung als Minderheiten-Sendung sowieso schon über sieben Jahre gehalten hat mit einer Riesenbegeisterung von Seiten dieser Minderheit her, das ist ja eigentlich schon ein Phänomen, meine ich, denn wo gibt es das sonst? Okay, es gibt auch ‚Musik aus Studio B‘, aber das ist doch mehr was für Tante Emma, für die grosse Schicht, und das war der Beat-Club ja nun wahrhaftig nicht.

ME: Der Musikladen ist wohl auch mehr auf ‚die grosse Schicht‘ zugeschnitten . . .

Uschi: . . . und zwar mit Absicht. Ich persönlich find‘ das auch sehr, sehr gut.

ME: Trotzdem finden viele junge Leute es bedauernswert, dass es bei der ARD keine spezielle Pop-TV-Sendung gibt, die der ZDF-Disco Konkurrenz machen und trotzdem ’ne Idee lockerer sein könnte. Disco ist doch mehr oder weniger ein reines Pop-Programm und kann sich zuschauermässig gut behaupten . . .

Uschi: Kein Kommentar .. .

ME: Denkt euer Team nicht daran, mal was in dieser Richtung, vielleicht parallel zum Musikladen, zu starten?

IMMER DIESEN RIECHER GEHABT

Uschi: Das Problem ist, dass sowas schnell einseitig wäre. Wir haben’s beim Beat-Club gesehen, obwohl wir damit der Musik ja immer ein paar Monate voraus waren, Leute brachten, die garantiert in ein paar Monaten überall aktuell waren. Mike hat eben immer diesen Riecher gehabt. Die Leute, die in Disco auftreten, die kennste inund auswendig, vom Musik Express und von den ganzen anderen Zeitungen. Als der Beat-Club zu einem gewissen Zeitpunkt ähnlich kommerziell wurde, da hat uns unsere Zuschauerhaft ungeheuer angegriffen. Dasselbe Problem gibt’s doch sicher auch bei ’ner Zeitschrift wie Musik Express. Man muss natürlich darauf achten, dass die Leute gucken, beziehungsweise dass die Leute kaufen. Das heisst also, dass man zwar das machen muss, was im Moment ankommt, aber ich finde, man sollte sich immer irgendwo ein Eckchen freihalter für die Sachen, bei denen man meint, dass sie ’ne Chance haben. Bei zehn Sachen kann man ja sechs- oder achtmal danebenhau’n, aber der Rest, der funkt – und dann hast Du das Grosse. Bei uns in der Sendung sind auch manchmal Leute, die tauchen anschliessend wieder unter. Aber wieviele sind, vor allem damals beim Beat-Club, wo Mike also oft nur ’nen Versuchsschuss gelandet hat, wieviele von denen sind nur durch uns zu Riesen-Stars geworden, weil die kein Schwein vorher kannte.

ME: Noch ’ne Frage ins Dunkle hinein. Der Musikladen wird doch so schnell nicht wieder vom Bildschirm verschwinden, oder?

Uschi: Natürlich nicht.

ME: Auch das Konzept für die Sendung bleibt unverändert. . . Uschi: Daaas ist nicht gesagt. Wir sind ja nicht gezwungen immer das Gleiche zu machen, aber die Grundidee wird sicher bestehen bleiben. Wir werden uns immer bemühen, soviel verschiedene Musikarten und -typen reinzubringen wie möglich, damit es nicht langweilig wird. So, dass der Mann, der vor’m Fernseher sitzt, sagt, ‚oh ja, da kommt schon wieder was anderes.‘ Auch wenn er sagt, ‚die ersten fünf Stücke waren Scheisse, aber ich weiss irgendwo kommt mal was, das was fürmich ist‘, auch dann können wir zufrieden sein.

MANFRED SEXAUER: MUSIKLADEN – WER SAGT DA SCHON NEIN …

ME: Manfred, Du bist einer der Wenigen in Deutschland, die sowas wie einen Traum-Job bekommen haben. Wie bist Du da hineingeschliddert?

Manfred: Ich komme vom Theater. Ich war Schauspieler und bin dann vor neun Jahren zur Europawelle Saar gekommen. Davor hab‘ ich gelegentlich auch schon ein paar Sendungen beim Süddeutschen Rundfunk gemacht. Als von dort ein Kollege zur damals gerade neueröffneten Europawelle ging, rief dieser mich ein paar Wochen spätei an und meinte, ‚willste denn nicht mal da, wir brauchen so’n paar Sprecher, die das so’n bisschen locker machen können . . .‘ Dann hab‘ ich gesagt, ’na klar, mal auf jeden Fall auf Probe und so.‘ Schliesslich hab‘ ich ’nen Einjahresvertrag abgeschlossen, und jetzt häng‘ ich halt immer noch da.

ME: Und wie bist Du dann plötzlich beim Musikladen gelandet? Manfred: Der Leckebusch hat mich, das ist, glaube ich, jetzt schon zwei Jahre her, da hat er mich mal angerufen und gesagt, ‚hör‘ mal zu, wir woll’n da jetzt so’ne Sendung machen mit Ausschnitten aus alten Beat-Clubs, und ich möchte, dass die jemand moderiert, der von der Zeit noch ein bisschen Ahnung hat.‘ Ich bin also hier nach Bremen gefahren und hab‘ diese Sendung gemacht. Schon damals entwickelte Mike Leckebusch das Konzept für den Musikladen. Er hat mich bei der Gelegenheit dann gefragt, ob ich nicht mitmachen will – klar, wer sagt da schon nein.

ME-LESER-AKTION: ‚WIR WOLLEN EINEN ROCK-LADEN!!!

Hey, wenn alle MUSIK EXPRESS-Leser sich ins Zeug legen, dann können wir Unmengen von Zuschriften zusammenkriegen. Come on! Lasst uns Uschi, Manfred und Mike davon überzeugen, dass wir einen duften ‚Rock-Laden‘ im deutschen Fernseh-Programm gebrauchen könnten. Schreibt uns massenhaft, am besten auf Postkarten, dass auch ihr meint, neben dem Musikladen müsste es noch einen Rock-Laden geben. Wir übergeben Eure Post dann gebündelt an das Musikladen-Team weiter. Da muss doch was zu machen sein . . .!!

Schreibt an:

MUSIK EXPRESS Kennwort: Rock-Laden 5 Köln 41 Vitalisstr. 389-391 Dies ist kein Preisausschreiben. Zu gewinnen gibt’s nichts – aber vielleicht kriegen wir so demnächst endlich noch mehr Rockmusik im Fernsehen. Und das war doch was, oder?