Die 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 29 bis 25
Eine Reise durch Female-Pop gestern und heute. Hier geht's zu den Rängen 29 bis 25.
Musik kennt erst mal kein Geschlecht: Die angeschlagene Saite, die getretene Fußtrommel oder der Loop in der Audio-Software – alles komplett genderneutral. Schöner Gedanke, oder?
Doch über Ton und Beat hinaus spielt das aufgeladene Thema sehr wohl eine Rolle. Musik ist, wenn sie die Instrumente verlassen hat, immer auch Kontext. Musik bildet Realitäten ab und nimmt genauso auch Einfluss auf sie.
Dass Pop und Gesellschaft über die Dekaden diverser geworden sind, braucht man heute nieman- dem zu erzählen. Wer sich aber bei all der Bewegung hingegen gern mal im Bart kratzt und lieber noch mal umdreht, ist der traditionsbewusste Popkulturkanon. Unzählige Listen werden immer noch angeführt von Dylan und den Beatles – Radiohead gelten hier noch als junge Herausforderer. Auch dieser Blick mag für manchen einen Reiz besitzen, doch wenn es mal wieder auf das Argument rausläuft, es gäbe ja so wenig einflussreiche Musikerinnen, dann dimmen sich die Lichter.
Wir widmen uns im aktuellen MUSIKEXRESS daher all den einflussreichen Frauen im Musikbetrieb. So selbstverständlich das alles sein möge, so wertvoll sind doch die Impulse, die uns weibliche Acts zusätzlich zu ihren Hits noch obendrauf gegeben haben. Nur weiter so, we’ve only just begun.
Hier ein sechszehnter Teaser der Liste der 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 29 bis 25:
- Hier geht’s zu Platz 100 bis 98
- Platz 97 bis 95
- Platz 94 bis 90
- Platz 89 bis 85
- Platz 84 bis 80
- Platz 79 bis 75
- Platz 74 bis 70
- Platz 69 bis 65
- Platz 64 bis 60
- Platz 59 bis 55
- Platz 54 bis 50
- Platz 49 bis 45
- Platz 44 bis 40
- Platz 39 bis 35
- Platz 34 bis 30
Platz 29: Whitney Houston
Mit ihrer gigantischen, drei Oktaven umfassenden Stimme brachte sie nicht nur Gospel zurück in den Pop und ebnete so den Siegeszug des R’n’B in den 90ern, sondern half wie sonst nur Michael Jackson und die „Cosby Show“ dabei, Schwarze für immer im popkulturellen wie gesamtgesellschaftlichen Mainstream zu verankern. Dazu setzte sie sich auch mit Blockbustern wie „The Bodyguard“ im Kino durch. Mit 411 eingeheimsten Preisen ist Whitney Houston die am häufigsten ausgezeichnete Künstlerin aller Zeiten.
Ohne sie gäbe es unter Umständen keinen Präsidenten Obama. Außerdem wäre „I Will Always Love You“-Komponistin Dolly Parton um einige Millionen ärmer.
(Stephan Rehm Rozanes)
Platz 28: Vivienne Westwood
Jemand, der mehr Einfluss auf die Optik des Pop hatte, dürfte schwer zu finden sein. Nachdem Westwood ihren Laden in der Londoner King’s Road Mitte der 70er in SEX umbenannt hatte, erfand sie – auch in Abgrenzung zur Hippie-Mode – den Punk-Look, beziehungsweise den, von heute aus gesehen, definierenden Ausdruck davon: samt Leder, Sicherheitsnadeln und Karomuster. Die Sex Pistols, gemanagt von Westwoods Partner in Crime Malcolm McLaren, waren ihre frühen Models, später trugen etwa Pharrell, Dua Lipa, Doja Cat und Harry Styles ihre längst zur High Fashion gehörenden Entwürfe.
Ohne sie gäbe nicht das berühmte „God Save The Queen“-Motiv der Sex Pistols.
(David Numberger)
Platz 27: Björk
Sie pusht die Grenzen dessen, was in vielen Genres als unmöglich erachtet wird. Die Isländerin bietet eine avantgardistische Art von mehrdimensionalen Soundgeflechten, die Art-Pop insgesamt breiter zugänglich gemacht haben. Nicht zuletzt David Byrne und Travis Scott sagen, sie hätten sich von Björk Guðmundsdóttir, alias Björk, massiv beeinflussen lassen.
Ohne sie würde es ein wichtiges Beispiel weniger dafür geben, dass es nicht nur Weg A, sondern auch B und C gibt. Björk singt so, dass sie immer wieder an ihr Limit kommt. Oft genug krächzt und bröselt es in ihren Stücken und der frühere Punk in ihr schimmert durch.
(Hella Wittenberg)
Platz 26: Courtney Love
Das Timing hätte nicht schlechter sein können: Eine Woche nach dem Suizid ihres übermächtigen Ehemanns Kurt Cobain erschien das zweite Album von Loves Band Hole. LIVE THROUGH THIS war zwar ein beachtlicher Erfolg, doch wurde er von Gerüchten geschmälert, Cobain habe einen Großteil der Songs geschrieben. Bullshit. Die Platte ist ein Meisterwerk, wie es nur von einer Frau kommen kann. Zentrale Themen sind Mutterschaft und postnatale Depression. Getragen von einem unfassbaren Händchen für poppige Melodien und übermittelt mit Leidenschaft und Aggression, wie man sie sonst nur von Cobain kennt. Da hatten sich zwei gefunden.
Ohne sie keine Distillers, keine Dum Dum Girls, keine Lana Del Rey. Love sagte einst: „Ich möchte, dass jedes Mädchen in der Welt sich eine Gitarre packt und anfängt zu schreien.“ Die Welt gehorchte.
(Stephan Rehm Rozanes)
Platz 25: Rihanna
Robyn Rihanna Fenty landete mit „Umbrella“ im Jahr 2010 einen Hit für die Ewigkeit. Ihre Karriere krönen neun Grammys, Einträge im Guinness Buch der Rekorde, jahrelange Chartspräsenz und Filmrollen. Die barbadische Sängerin wurde zwar von Jay-Z entdeckt und gefördert, aber unter der Fuchtel eines Mannes stand sie nie. Außer vielleicht kurzzeitig bei Chris Brown, der sie verdroschen und den sie dafür folgerichtig angezeigt und ins Vergesen geschickt hat. Mittlerweile ist „Riri“ 1,7 Milliarden Dollar schwer, hat zwei Kinder mit Rapper ASAP Rocky und verdient mehr Geld mit ihrer Kosmetik- und Modelinie als mit der Musik. Dank Rihannas inklusiver Savage-Fenty Unterwäsche finden alle Konfektionsgrößen etwas Passendes und strecken den hetero-normativen Schönheitsidealen den Mittelfinger entgegen.
Ohne sie müsste der Begriff „Independent Boss Babe“ anders definiert werden.
(Désirée Pezzetta)
+++ Unser aktuelles Heft ist seit dem 09. Februar im Handel. Darin gibt es die komplette Lister der 100 wichtigsten Frauen im Pop. Hier teilen wir immer wieder Ausschnitte des Rankings. +++