Fußball war undeutsch. Wer zu Kaisers Zeiten den Ball kickte, der wurde schief angesehen, denn als guter, national gesinnter Sportkamerad hatte man zu Zwecken der Leibes- und Wehrertüchtigung gefälligst zackig zu turnen. „Der ganz große Traum“, von der Kritik zu Recht enorm wohlwollend aufgenommen, erzählt, wie der Gymnasiallehrer Konrad Koch (Daniel Brühl) den eben erst in England erfundenen Fußballsport nach Deutschland importierte – und dabei gegen allerlei Widerstände anzukämpfen hatte. Kein Zweifel: Geschichten dieser Art können im schlimmsten Fall als plüschig-gefühlige, TV-taugliche Historienschmonzetten enden, doch Regisseur Sebastian Grobler hat das Beste daraus gemacht. Und einen Film gedreht, der sogar jene Zeitgenossen gut unterhalten kann, denen das Spiel mit dem runden Leder ansonsten komplett am Knie vorbei geht. Uwe Schleifenbaum :: David Byrne Ride, Rise, Roar

Kaleidoscope Home Entertainment/Edel

Byrnes Hommage an seinen Partner Brian Eno

Verblüfft schaut David Byrne ins ausgelassen zwischen den Sitzreihen tanzende Publikum, wenn er die schon legendären Zeilen von „Once In A Lifetime“ ins Mikrofon stottert: „Same as it ever was“. Auslöser dürfte der unbändig archaische Rhythmus sein, der selbst stoische Nichttänzer zumindest mit dem Fuß wippen lässt. Binnen Minuten verwandeln der Ex-Talking-Head und sein Ensemble jede Konzerthalle, in der die „Everything That Happens“ betitelte Welttournee 2008/09 Station machte, in einen Tanztempel. Die 87 Minuten lange Doku „Ride, Rise, Roar“, die keinen durchgängigen Mitschnitt, sondern eine Art Best-of aus diversen Gastspielen bietet, wurde zudem mit Interviews und Hinter-den-Kulissen-Impressionen in Schwarzweiß aufgelockert. Auf dem Programm steht vorzugsweise Material, das Byrne gemeinsam mit Brian Eno realisierte, der sich schon vor Dekaden vom aktiven Bühnengeschehen zurückgezogenen hat. Herausgekommen ist ein Spektakel, das authentische Konzertatmosphäre mit modernem Tanztheater verbindet. Gewagte Sprünge, symbolträchtiges Sesselschieben, Tanzfiguren mit umgehängten Gitarren und ein waghalsiger Slalom rückwärts durch hintereinander aufgestellte Mikrofonständer unterstreichen in kraftvoller Bildsprache die Eigenwilligkeit von Klassikern wie „I Zimbra“, „Houses In Motion“, oder „Burning Down The House“.