„Bumblebee“-Kritik: Der Größenwahn fehlt
Die „Transformers“ sind wieder da. Nur dieses Mal genauso süß wie egal.
Michael Bay hat die „Transformers“-Filmreihe mit den eigenen Händen zur Milliardenmarke aufgebaut – und sie auch eigenhändig in den Dreck gezogen. Zuletzt mit „The Last Knight“, einem wirren Effektgewitter, in dem Mark Wahlberg ein Nachfahre edler Ritter war und mit einem Zauberschwert den intergalaktischen Krieg zwischen etlichen Robotern beendete. 2017 erschien dieser fünfte Teil der Reihe und blieb weit hinter den Erwartungen des Studios zurück – finanziell und inhaltlich.
Bay und Paramount zogen die Reißleine, beendeten die „Transformers“-Story um Optimus Prime. Als Ersatz kommt nun „Bumblebee“ weltweit in die Kinos, die Handlung wird zurück in die 80er verlegt und erzählt, wie der gelbe Transformer auf die Erde kam. Was das Studio Paramount und Travis Knight, der Bay auf dem Regiestuhl folgt, sich nicht gefragt haben: Wer soll sich eigentlich für die Vorgeschichte eines in fünf Filmen als ziemlich seelenlos dargestellten Roboters interessieren?
Der richtige Regisseur beim falschen Film
Bumblebee kämpft zu Beginn des Films auf dem Planeten Cybertron Seite an Seite mit dem Franchise-Helden Optimus Prime. Der gelbe Roboter muss fliehen, landet via Rettungskapsel auf der Erde und entgeht auch dort nur knapp dem Tod. Er verliert seine Erinnerungen und wird, durch Transformation in einen VW Käfer verwandelt, von der Teenagerin Charlie (Hailee Steinfeld) gefunden. Es beginnt eine Freundschaft zwischen Mädchen und Maschine, die am Ende natürlich trotzdem in einer wuchtigen Actionszene endet.
Travis Knight ist der falsche Mann für diesen Film, der die Reihe wieder griffiger, inhaltlich und optisch übersichtlicher machen soll. Knight war zuletzt Regisseur beim Stop-Motion-Film „Kubo“, ist eben Spezialist für opulente Welten und abgefahrene Bilder. Hier muss er nun aber einen Science-Fiction-Thema in wohlige 80er-Nostalgie einbetten und darf dem Publikum ausschließlich 08/15 anbieten.
Einige Beats der Story: Charlie schlittert in die erste Liebe, Charlie hat lustige „Versteck dich“-Situationen mit Bumblebee, Charlie versucht das Militär (in Form von John Cena) davon zu überzeugen, dass Bumblebee einer von den lieben Kriegsrobotern ist. Die Handlung könnte egaler kaum sein, jede Szene hat man gefühlt schon genauso oft gesehen wie den Soundtrack gehört. Mit The Smiths und Co. soll hier noch ein wenig die „Stranger Things“-Welle geritten werden, das „The Thing“-Poster in Charlies Kinderzimmer ist nicht charmant, sondern aufdringlich.
Ein schlechter Film ist „Bumblebee“ nicht, aber einer vom Reißbrett. Travis Knight spielt auf Sicherheit und darf zumindest ein bisschen glänzen, weil sein Film im Vergleich zu Michael Bays so etwas wie ein Herz hat. Bays Irrsinn würde dem Film in vielen berechenbaren Szenen aber trotzdem nicht schaden.