Mourn 

Sorpresa Familia 

Captured Tracks/Cargo  

Jung und niedlich war gestern: überzeugend lärmender Indie-Rock. 

Berliner – dazu meistens: zugezogene Berliner – regen sich über Touristen auf? Darüber können die Barceloner nur lachen, ihre Stadt ist immer und fast überall überlaufen, und dann kommen im Frühsommer auch noch die „Primavera“-Besucher, die von sich glauben, Meta-Touristen zu sein, anders als die Masse – und dann sieht man sie vor und nach dem Festival doch vor der Kathedrale stehen und olle Selfies schießen. Die Hauptstadt Kataloniens ist jedenfalls seit Jahren vollgeklebt mit Touri-schmähenden Stickern und Postern.

Der Song zum (Selbst)-Hass des Lebens in einem Freiluftmuseum von Stadt heißt „Barcelona City Tour“, Mourn spielen das Stück mit ordentlich Ärger im Bauch, am Ende heißt es immer wieder „they can’t let you in, they can’t let you out“: so packend und barsch klang der Postpunk der Band bisher noch nie. SORPRESA FAMILIA ist das dritte Album der Band, das erste führte sie als Wunderteens ein, schon auf dem zweiten wirkten Mourn deutlich bissiger. Nun ist die Naivität völlig verflogen, man denkt an die entschlossenen Steve-Albini- Produktionen, die rumpelige Kraft und Kunstbeflissenheit von PJ Harvey, die Energie von Sleater-Kinney, den frühen US-Indie-Rock, als Punk- und Core-Einflüsse noch allgegenwärtig waren. Gewaltiger Sprung nach vorne! 

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Klingt wie: The Replacements: Hootenanny (1983) / PJ Harvey: RID OF ME (1993) / Sleater-Kinney: NO CITIES TO LOVE (2015)