Bernd Begemann
Die Stadt und das Mädchen
Popup/Soulfood/Believe
Unser aller Lieblingsliedermacher lädt zur Werkschau am Piano.
Würde irgendein dahergelaufener Liedermacher seine alten Hits zum Songzyklus zusammenschustern und mit Pianobegleitung neu aufnehmen – man fände das doch recht faul. Aber es ist nun einmal Bernd Begemann, der Kleine unter den Großentertainern, Hansdampf zwischen Kellerparty und Tanztee, der da im Fundus seiner dreißigjährigen Karriere wühlt. Und deshalb hört man sich zumindest wohlwollend an, was er zu Tage fördert.
Gemeinsam mit Kai Dorenkamp, Keyboarder seiner Band Die Befreiung, fügt der Hamburger für sein neues Werk DIE STADT UND DAS MÄDCHEN Klassiker wie „Was macht Miss Juni im Dezember“, aber auch schicksalsschwere Stücke wie „Die Nacht vor der Abtreibung“ zu einer Coming-of-Age-Erzählung zusammen – und das überraschend schlüssig. Rührend, wie uncool eines der schönsten aller Pop-Themen, die urbane Einsamkeit, im Duktus der Begemann’schen Werkschau daherkommt: Junge Frauen sind „Mädchen“ (und trotzdem nicht Gegenstand allzu onkeliger Berichterstattung), junge Männer „Burschen“, man trägt „superclevere Fransenfrisuren“ und „Umhängetaschen mit ironischen Aufnähern“.
Dringlich intoniert Begemann seine Lieder über eine Großstadt, die es so nicht mehr gibt, vorbei am Zeitgeist und angenehm ironiefrei. Faul ist das vielleicht, aber auch liebenswert.