Sänger (und Sportfreunde-Trommler) Flo Weber über dicke Hälse, lange Gesichter, böse Griffe und einen ausgeschlafenen Kleinstadtkonflikt.
1 Eure Musik hat weder mit Fußball noch mit alten Helden zu tun…
Der Name ist grob irreführend, das stimmt. Wir haben ihn vor vier Jahren in einem heftigen Rausch gefunden. Damals waren wir so leichtsinnig, uns weiter keine Gedanken über die Musik zu machen, doch seit wir beschlossen haben, Hardcore zu spielen, ist es ernst geworden. Wenn Leute wegen unserer anderen Bands ins Konzert kommen, kann es schon mal lange Gesichter geben. Die müssen sich dann mit der Musik auseinandersetzen und machen das auch.
2 Woher nimmst du diese irrwitzige Empörung, die in deiner Stimme und Gitarre liegt?
Meine Texte enthalten Aufruhr, Wut, Ohnmacht, Hinweise zu eigenen Fehlern zu denen der Welt. Mit 16 waren Markus (Schäfer, Gitarre) 4H ich auf Gigs von Helmet, Leeway, Bad Brains, Sick Of It All und solchen Bands. Das ist die Musik, die ich immernoch liebe! Das Harte, Verzerrte, Schneidige kommt tief aus meinem Innern. Richtig Gitarre spielen kann ich aber nicht. Was auf man auf Platte hört, hat mich viel Mühe gekostet, obwohl es sehr einfach ist. Die Griffe, für die ich bei den Sportfreunden gehaßt werde, kann ich hier gut einbringen.
Was fehlt Dir bei den Sportfreunden?
Nichts, aber ich brenne auch für andere Musik, und da ist es ein schöner Ausgleich, daß es Bolzplatz Heroes gibt.
Wie siehst du aus, wenn du singst?
Dicker Hals, dicke Adern, hochroter Kopf, und mein Mund will das Mikro fressen. Wir spielen schon seit drei Jahren Konzerte, und es ist immer noch schwer, so einen Gig konditionell durchzustehen. Es macht einen Riesenspaß, sich die Seele aus dem Hals zubrüllen, sich gehen zu lassen, das Innere nach außen zu kehren und sich auf der Bühne zu verlieren. Die ersten Proben mußten wir nach einer halben Stunde abbrechen, weil mir schwindlig wurde. Ich mußte mir die Technik dieses Gesangs erst aneignen. Mittlerweile schaffe ich es, an drei Tagen hintereinander am Mikro zu stehen.
Sind Bolzplatz Heroes ein One-Off-Projekt?
Nein, wir sind uns sicher, daß dieses Album nicht die einzige Platte bleiben wird. Vom Einsatz der Zeit her ist es ein Projekt, vom Einsatz der Leidenschaft eine Band. Außerdem ist es eine sehr familiäre Sache: In unserer Heimatstadt Schrobenhausen leben 15.000 Einwohner. Markus und ich kennen uns, seit wir acht sind. Die Schwester von Markus hat meinen Bruder Jörg geheiratet. Die haben zwei Kinder, von denen wir beide logischerweise die Onkel sind. Mit Jörg komme ich in der Regel auch gut klar, nur als wir letztens Weißbiergesoffen haben, bekam ich den Verdacht, er sei heimlicher Bayern-München-Fan. Zum Glück ist der Jörg dann an der Bar eingeschlafen.
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