Liste

2000-2015: Die 50 besten Alben des neuen Jahrtausends


Wir haben die 50 besten Alben aus den Jahren 2000 bis 2015 ausgewählt und gerankt – wie es sich gehört. Und dann haben unsere Autoren aufgeschrieben, weshalb es genau diese 50 Platten sind – und keine anderen.

30. D’ANGELO – VOODOO (2000)

30 D'Angelo - Voodoo
30 D’Angelo – Voodoo

Schon auf seinem Debüt BROWN SUGAR verzichtete er auf Trennlinien zwischen Soul, Jazz und HipHop. Diese Grundidee vertiefte D’Angelo auf dem Nachfolger noch. Mit dabei waren DJ Premier, Method Man und Redman, Questlove und Trompeter Roy Hargrove. Mit ihnen intonierte der Sänger aus Richmond keine hymnischen Songs, die schnell den Weg ins Radio finden. Wichtiger waren ihm ein geschlossener Eindruck, ein intensiver Vibe und Intuition. VOODOO wurde so der Ausgangspunkt für den neuen Soul des 21. Jahrhunderts. (Thomas Weiland)

29. ROBYN – ROBYN (2005, international 2007)

29 Robyn
29 Robyn

„Hol’ dir jetzt ‚With Every Heartbeat‘ fürs Handy! Sende einfach ‚Herz‘ an fünfmal die Vier!“ Ja, dieser Song konnte 2007 im Sparabo bestellt werden. Mit Platz 38 ist er Robyns bislang größter Chartserfolg in Deutschland. Das zugehörige Album ROBYN schaffte es nicht einmal in die Top 100. Dabei klingt der minimalistische Elektro-Pop der Stockholmerin auf dieser Platte so ansteckend bittersüß wie nie. Robyn singt über die gescheiterte Liebe, ohne aber die Liebe als solche oder gar sich selbst infrage zu stellen. Verzweiflung ist keine Option für Robyn. Denn oft ist es so simpel wie in „Be Mine!“: „You look happy and that’s great, I just miss you, that’s all. (Jördis Hagemeier)

28. THE NATIONAL – BOXER (2007)

28 The National - Boxer
28 The National – Boxer

Nach Jahren im Übungskeller und dem dritten Album ALLIGATOR (2005), das die Band ein Stück bekannter gemacht hatte, werden The National mit dieser Platte vom Geheimtipp zum festen Player. Und das völlig zu Recht: BOXER bietet Songs aus einer Schattenwelt, einem „Fake Empire“, dessen Staatsangehörigkeit plötzlich viele beantragen. Weil man sich reinfallen lassen kann in diese Songs wie ein Republikflüchtling in den rettenden Grenzfluss. Weil Matt Berninger, dieser sonore Grummelonkel mit Rotweinabo, eine interessante Alternative zum pisscoolen Converse-Rock der Strokes bietet. Und weil „Mistaken For Strangers“ einer der besten Songs der Dekade ist. (Jochen Overbeck)

27. KENDRICK LAMAR – GOOD KID, M.A.A.D CITY (2012)

27 Kendrick Lamar - Good Kid, m.A.A.d. City
27 Kendrick Lamar – Good Kid, m.A.A.d. City

Glücklicherweise musste Kendrick Lamar auf GOOD KID, M.A.A.D CITY, seinem ersten Majorlabel-Album, keine Kompromisse eingehen, um ein Mainstreampublikum zu erreichen, das diese Platte verdient. Und so kann man diesem Jungen aus Compton zuhören, wie er aufwächst und seinen Platz sucht in einer Stadt, die eigentlich nur Armut, Gewalt, Gangkultur und Drogen übrig hat für ihre schwarzen Bewohner. Hört man die lyrische Dichte, mit der Lamar diese Welt entspinnt, kann der viel zitierte Satz, dass es nun die TV-Serien seien, die den großen Gesellschaftsroman der Jahrhundertwende abgelöst hätten, mit diesem Album so nicht stehenbleiben. (Daniel-C. Schmidt)

26. JA, PANIK – DMD KIU LIDT (2011)

26 Ja, Panik - DMD KIU LIDT
26 Ja, Panik – DMD KIU LIDT

Was für ein Brocken diese Platte doch ist. Die Berliner mit Burgenländer Wurzeln klagen schon im ersten Song: „Diese Welt ist eine schrecklich dunkle Welt“, um anschließend leicht angerauscht das Schweinesystem niederzusingen. Kann Kunst das? Diese Platte sagt deutlich „Ja“. Andreas Spechtl erzählt im hervorragenden Eutsch-Denglisch vom Krieg, und zwar von dem, der aktuell tobt, in ihm und um ihn herum. Die Band spielt dazu eine Art Artrock mit leichter Bryan-Ferry-Kante, deren Eleganz sich aber genau in den richtigen Momenten selbst ein Bein stellt. Alles mündet im Titeltrack, der gleichzeitig Bilanz und Manifest zu sein scheint und alle bekannten Formen des Pop sprengt. So groß! (Jochen Overbeck)

25. ALT-J – AN AWESOME WAVE (2012)

25 alt-J - An Awesome Wave
25 alt-J – An Awesome Wave

Der erste Höreindruck vor drei Jahren: Ganz schön was los hier! Das Debütalbum von Alt-J ist zunächst nur schwer zu fassen und scheint steuerlos durch den Indie- Rock-Kosmos zu treiben. Verschiedene Nuancen geben sich erst nach einiger Zeit zu erkennen. Zum Beispiel Harmonien, die durch den oft mehrstimmigen Gesang fast schon hypnotisch wirken und mit komplexen Rhythmen korrelieren. Bei so viel Betriebsamkeit kaum vorstellbar: Auf der Bühne steht diese Band völlig regungslos da. (Jördis Hagemeier)

24. PHOENIX – UNITED (2000)

24 Phoenix - United
24 Phoenix – United

Auch das ist eine Platte, die sich heute mit ganz anderen Ohren hören lässt – 2000 war ja kaum jemand schon Retromaniac genug, um hinter jedes ihrer sexy, cleveren Details blicken zu können. Zugegeben, das hinterfotzige Wort „clever“ ist ein wichtiges Adjektiv zur Beschreibung dieses irre ambitionierten Power-Pop- Postdisco-AOR-Hybriden. Für eine Bande verschlafen dreinblickender Handtücher aus Versailles war dieses Debüt vielleicht sogar zu versiert. Wäre da nicht diese große Romantik, die die ganze Platte durchstrahlt wie das nur bei allerbestem Teenager-Pop der Fall ist. (Oliver Götz)

23. SUFJAN STEVENS – (COME ON FEEL THE) ILLINOISE (2005)

23 Sufjan Stevens - (Come On Feel The) Illinoise
23 Sufjan Stevens – (Come On Feel The) Illinoise

Man möchte am liebsten eine der ersten Pressungen in der Hand halten, mit Sufjan Stevens als Superman, der auf dem Cover am Sears Tower in Chicago vorbeidüst. Sufjan als Retter des guten amerikanischen Liedes. Auf dem zweiten Album der überkandidelten (natürlich nie vollendeten) 50-States-Reihe hören wir des Supersufjans Erweckungserlebnis. Im Aufwind von Glockenspiel und Streichern spielt uns der Künstler seine Kerouac-Ode „Chicago“. Davor und dahinter Songs, die Romane sein könnten und von Serienmördern, Pulitzerpreisträgern, von großen Kavalleristen und göttlichen Funken erzählen. Ambient, Folk, Musicals und Märsche aus der Feder eines hoffnungslos Begabten. (Frank Sawatzki)

22. KINGS OF CONVENIENCE – QUIET IS THE NEW LOUD (2001)

22 Kings Of Convenience - Quiet Is The New Loud
22 Kings Of Convenience – Quiet Is The New Loud

Das Album mit dem Titel als Slogan einer neuen kleinen Folkbewegung. Die Schulfreunde Eirik Glambek Bøe und Erlend Øye lassen Anfang der Nullerjahre eine zarte Folkpop-Wolke in den Musikhimmel aufsteigen. Und die Gitarrenmelodien des Norweger-Duos tapsen auf Samtpfoten schnurstracks in die Herzen der Indie- Gemeinde. Da kommt es schon mal vor, dass das Publikum ein Konzert von Kings Of Convenience kollektiv im Schneidersitz verbringt. (Jördis Hagemeier)

21. RADIOHEAD – IN RAINBOWS (2007)

21 Radiohead - In Rainbows
21 Radiohead – In Rainbows

Das siebte Radiohead-Album konnte man sich aus dem Internet laden, zum selbst bestimmten Einkaufspreis. Dass man sich acht Jahre später noch gut an diese Platte erinnert, zeigt, dass die Musik ebenso bemerkenswert war wie die Art ihrer Veröffentlichung. Zum ersten Mal seit Langem schrieben die Engländer wieder klassische Songs, gruben sogar einen Entwurf aus den OK COMPUTER-Sessions („Nude“) aus. „All I Need“, „Jigsaw Falling Into Place“, „Videotape“ – für Radiohead-Verhältnisse in den Nullerjahren klangen diese Stücke fast traditionell. Das schönste, „Last Flowers“, ist nicht auf dem regulären Album erschienen, sondern auf der Bonus Disc der Limited Edition. (Reiner Reitsamer)

Auf der nächsten Seite stellen wir die Plätze 20-11 vor: