Wohnzimmer, are you ready?!


Na, da ist er doch, der Poptrend des Jahres! Das Comeback des breitbeinigen Axtschwingens und der übers Griffbrett jagenden Turbofinger, des wirbelnden Superdrummers und der sich gegen jede chiropraktische Vernunft ins Kreuz werfenden, jeden Elch aus dem Revier hupenden Rockröhre – für nichts konnten sich die Massen so begeistern wie für diese überlieferten Riten des Rock.

Nein, hier geht es nicht um die späte Niederkunft von Chinese democracy. Es geht um die Erfolgsgeschichte von Musikspielen wie „Guitar Hero“ und „Rock Band“, wie „Rock Revolution“, Music Party: Rock the House“, „Ultimate Band“ etc. und auch immer noch: „SingStar“, dem vor allem bei Freizeitfrontfrauen beliebten Karaoke-Spaß, mit dem 2004 der WG-Konzertzirkus begonnen hatte. Bei den neuesten Spielen wird allerdings nicht nur gesungen, es wird Bass, Gitarre, Schlagzeug gespielt. Da spielt eine komplette Band!

Allein die große Auswahl an Games (fast alle mit demselben Konzept: im richtigen Moment den richtigen Knopfdrücken, das Drumpad oder den Sington treffen) zeigt, wie erfolgreich das Genre ist. Das führt gleich wieder zu 1000 Konsumentenfragen: Welches Spiel bietet welche Originaltracks von welchen Bands? Welche Songs lassen sich zusätzlich downloaden? Welches Kickdrum-Pedal fliegt nicht gleich durchs Wohnzimmer, wenn ich es kicke? usw.

Der Erfolg dieser Games zeigt sich aber auch daran, dass neben den unzähligen Lizenzierungen quer durch die Backkataloge (siehe: http://trackfinder.mtv.com) Bands wie Metallica (siehe Artikel rechts), Aerosmith oder GN’R bereit sind, ihre Musik in exklusiven Editionen oder sogar noch vor Veröffentlichung der traditionellen Tonträger fürs Gaming aufbereiten zu lassen (2009 folgt: ein Beatles-Spiel!). Und nicht zuletzt darin, dass um die Erlöse erbittert gestritten wird: „Die Summen, die der Musikindustrie gezahlt werden, sindviel zu gering, obwohldie Spiele vollständig von den Inhalten abhängen, die wir besitzen“, schimpfte Warner-Chairman Edgar Bronfman im August. Tatsächlich haben umgekehrt „Guitar Hero“- und „Rock Band“ schon geholfen, Rockklassiker wieder in die Tonträgercharts zu hieven: Die Karaoke-Gitarristen kauften ihre Favoriten nach.

Dass bei bislang allen Band-Games das Keyboard ausgespart wird, muss übrigens niemanden wundern: a) sind diese Knöpfchengitarren ja nichts anderes als Keyboards im wörtlichen Sinne. Und b) sind sie das unposigste Instrument überhaupt. Oder wie es Noel Gallagher einmal formuliert hat: „There has never been a cool keyboard player – apart from Elton John.“